Frage an René Röspel von Ike K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Röspel,
mich würde interessieren, wie Sie zu der aktuellen Diskussion zum Zentralabitur stehen. Ich selbst habe gerade mein Abitur gemacht und hatte auch Mathe - Leistungskurs. Und auch ich hatte so wie viele meiner Mitschüler das Problem, dass die vorgegebene Zeit für die Bearbeitung nicht gereicht hat. Ich finde, dass dies ein sehr sensibeler Punkt ist, der von der Politik noch einmal überdacht werden sollte. Schliesslich geht es dabei vor allem um unsere Zukunft. In vielen Fächern benötigt man für ein Studium einen NC. Sollte man diesen, gerade durch so eine Mathe - Klausur nicht erreichen, so kommt es doch in vielen Fällen vor, dass man der Politik dafür die Schuld gibt. Da ist es doch nur verständlich, wenn diese Generation nicht mehr zur Wahl gehen wird.
Mit freundlichen Grüssen
Ike Kirchhoff
Sehr geehrter Herr Kirchhoff,
vielen Dank für Ihre Frage vom 4. Juni 2008 zum Thema "Zentralabitur".
Einleitend darf ich Ihnen versichern, dass ich die aktuellen Probleme mit dem Zentralabitur in NRW - welche Spiegel Online jüngst mit dem Titel "Das Abi-Chaos von Nordrhein-Westfalen" umschrieb - für höchst problematisch und ärgerlich halte. Die Verantwortung für die Ausgestaltung der Bildungspolitik in diesem Punkt obliegt jedoch der Landesregierung von CDU und FDP. Insofern sind die handwerklichen Fehler einzig und allein der Landesregierung zuzuschreiben. Dass diese Probleme die Zukunftschancen von vielen Abiturienten beeinträchtigen, ist nicht hinnehmbar.
Die Ablehnung einer Beteiligung an Wahlen ist jedoch genau die falsche Reaktion. Vielmehr sollten Sie von Ihrem Recht zur Kontrolle und "Benotung" der Schulpolitik der NRW-Landesregierung Gebrauch machen. Überlassen Sie nicht anderen die Entscheidung darüber, wer zukünftig Schul- und Bildungspolitik in NRW machen sollte, sondern entscheiden Sie aktiv mit! Passivität löst keine Probleme. 2010 werden die Menschen bei der Landtagswahl zum Beispiel darüber entscheiden können, ob Studiengebühren wirklich vernünftig und gerecht sind.
Grundsätzlich gibt es gute Gründe für eine Leistungsüberprüfung über ein Zentralabitur - andererseits gibt es auch gute Argumente dagegen wie der alte Pädagogenspruch "Wer lehrt, der prüft". Ich habe das Zentralabitur kritisch gesehen, aber die Grundsatzentscheidung haben die Kultusminister der Länder nun mal getroffen.
Allerdings wird ja gerade das von Ihnen angeführte Argument der Vergleichbarkeit von Leistungen und Noten durch eine zentrale Prüfung ja verbessert. Hierzu müssen selbstverständlich die Schülerinnen und Schüler auf einem vergleichbaren Niveau ausgebildet und auf die Prüfungen vorbereitet sein. Ihre Alternative zu einem Zentralabitur verstehe ich daher nur begrenzt; wenn das Ziel eine gute Note ist, dann haben bei einem Zentralabitur grundsätzlich alle Schüler die gleichen Leistungen zu erbringen. Bei unterschiedlichen Abiturprüfungen wäre der Vergleich der Noten bei Zulassungen zu NC-Fächern sogar tendenziell noch unfairer.
Um es kurz zusammenzufassen: Wer wie die Landesregierung ein Zentralabitur will, muss auch für eine ordentliche Umsetzung sorgen. Die aktuellen Probleme bei den Prüfungen sind auf schlampige Arbeit durch das Schulministerium zurückzuführen und eine ebenso unnötige wie vermeidbare Belastung für Schüler, Lehrer und Eltern.
Mit freundlichen Grüßen
René Röspel