Frage an René Röspel von Sebastian S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrter Herr Röspel,
welche Anstrengungen werden unternommen, um den sog. "Brain Drain" in Richtung USA abzufedern bzw. umzukehren? Außer einigen Anzeigen in amerikanischen Zeitungen sind mir leider keine Anstrengungen bekannt (die Juniorprofessur scheint ja offentsichtlich in dieser Richtung nicht zu Wirken), Wird dieser Umstand überhaupt als Problem wahrgenommen oder eher als "natürliche" Fluktuation betrachtet.
Gerade in meinem persönlichen Umfeld, muß ich feststellen, dass immer öfter Promovierte für viele Jahre ins Ausland und so deren Innovationskraft hier nicht zur Verfügung steht.
Mit freundlichem Gruß,
Sebastian Senge
Sehr geehrter Herr Senge,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Grundsätzlich – und dies schreiben Sie ja auch – ist der internationale Wissenschaftsaustausch in jedem Fall zu begrüßen und sind die Bemühungen junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, einige Jahre im Ausland zu verbringen, zu fördern.
Zweifelsohne ist jedoch der seit Jahren konstatierte „brain drain“ eine durchaus ambivalente Entwicklung. Sicher wäre es korrekter, wenn man von einem internationalen Austausch spricht, in dessen Rahmen Deutsche aufgrund guter Forschungsrahmenbedingungen auch nicht selten im Ausland bleiben. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass auch wir uns darum bemühen, dass ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Deutschland kommen und hier forschen. Wir verursachen in gewissem Maße also auch einen „brain drain“; unter anderem aus Staaten der Dritten Welt, was entwicklungspolitisch etwa durch die „United Nations Conference on Trade and Development“ Mitte 2007 sehr kritisch bewertet wurde.
Gleichwohl bemühen sich selbstverständlich alle Forschungsorganisationen und das zuständige Bundesministerium darum, dass im Ausland die Vorteile des Forschungsstandortes Deutschland bekannter werden. Im September 2007 berichtete etwa die „Süddeutsche Zeitung“ ausführlich über die Bemühungen von Deutscher Forschungsgemeinschaft, Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie vieler weiterer Einrichtungen, um Forscherinnen und Forscher aus dem Ausland wieder nach Deutschland zu „locken“. ( nachzulesen unter: www.sueddeutsche.de/gain )
Letztendlich wird wohl nur ein Bündel von Maßnahmen dazu führen, dass der Forschungsstandort Deutschland attraktiver wird. Von Bundesseite ist hierbei etwa an das kommende so genannte „Wissenschaftsfreiheitsgesetz“ zu denken, mit dem wir noch bessere Rahmenbedingungen für die Wissenschaft schaffen wollen (Punkte sind hier etwa die von der SPD vorgeschlagene Seniorprofessur, verbesserte Besoldungsregelungen, Erleichterungen beim Vergabe- und Baurecht usw.).
Ein anderer wichtiger Punkt ist die seit Jahren laufende High-Tech-Strategie der Bundesregierung, welche sicherlich auch im Ausland dazu beitragen wird, den Wissenschaftsstandort Deutschland bekannter zu machen. Dass wir hier mit 6 Mrd. Euro einen erheblichen finanziellen Aufwand betreiben, um die Forschung und Wissenschaft in Deutschland zu stärken, spricht sich zwar langsam, aber stetig auch im Ausland herum.
Ohne die Verantwortung an dieser Stelle abschieben zu wollen, müssen aus meiner Sicht aber auch und insbesondere die Bundesländer mehr tun, damit ihre Universitäten zu attraktiven Arbeitsplätzen für den Forschernachwuchs werden und auch langfristige Perspektiven für junge Forscher schaffen. Instrumente wie die noch unter rot-grün eingeführte Juniorprofessur, die seitens der Bundesländer allerdings nur unzureichend genutzt werden, gehören aus meiner Sicht ebenso hierzu wie eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten eines „tenure track“. „Dank“ der Föderalismusreform – gegen die ich im Bundestag gestimmt habe – sind hier die Möglichkeiten der Bundespolitik leider mittlerweile stark eingegrenzt.
Mit freundlichen Grüßen
René Röspel, MdB