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Renate Hendricks
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Frage von Olaf S. •

Frage an Renate Hendricks von Olaf S. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Hendricks,

auf Ihren Wahlplakaten ist ersichtlich, dass Schulpolitik ein zentrales Thema für Sie ist.

In der Vergangenheit war Schulpolitik stets sehr stark durch ideologische Frontstellungen belastet (auf allen Seiten). Aus diesem Grund würde mich interessieren, welche praktischen Lösungen Sie zur Verbesserung der Hauptschulen vorschlagen.

Die meisten deutschen Familien schicken ihre Kinder auf Realschulen oder Gesamtschulen, weshalb der Anteil an nicht-deutschen Jugendlichen an Hauptschulen weit überdurchschnittlich ist. Dies verhindert eine erfolgreiche Integrationspolitik.

Prinzipiell wären mehrere radikale Lösungen denkbar:
- Abschaffung der Gesamtschulen und verstärkte Zwangszuweisung deutscher Schüler auf die Gesamtschulen
- Fusion von Hauptschulen und Realschulen
- Fusion von Hauptschulen und Gesamtschulen

Jeder dieser Wege hat jeweils andere Vor- und Nachteile.

Welches Modell vertreten Sie, und welche Gefahren sehen Sie innerhalb des von Ihnen vertretenen Modells?

(Diese Frage geht wortgleich auch an andere Kandidaten aus unserem Wahlkreis.)

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmidt-Wischhöfer,

zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass meine Antwort etwas länger gedauert hat. In Wahlkampfzeiten verlasse ich in der Regel morgens früh das Haus und komme erst in den späten Abendstunden wieder. Es ist einfach ein Zeitproblem, denn nicht nur Sie, sondern auch viele andere wenden sich in Wahlkampfzeiten bei den Kandidaten. Ich würde mir sehr wünschen, wenn die Bürger und Bürgerinnen im Laufe der Legislaturperiode noch mehr den Kontakt mit den Abgeordneten suchen würden. Das Abfragen von Positionen in Wahlkampfzeiten ist natürlich legitim, findet aber in der Regel unter hohem Zeitdruck und in Zeiten großer persönlicher Belastung statt. Anderseits habe ich fünf Jahre lang eine gut geführte Homepage gehabt und einen Newsletter verschickt. Gerade die Kontaktmöglichkeit über meine Homepage ist rege genutzt worden.

Nun aber zu Ihrer Fragestellung. Die Ergebnisse internationaler Studien haben neben Qualitätsmängeln auch die Selektionswirkung des deutschen Bildungssystems deutlich gemacht. Der Erfolg oder Misserfolg im Deutschen Bildungssystem ist in einem hohen Maße von der sozialen Herkunft der Schüler und Schülerinnen abhängig. Zudem legt die frühe Aufteilung der Kinder im vierten Schuljahr Biografien zu früh fest, ohne gleichzeitig die entsprechende Durchlässigkeit und eine angemessene Förderung zu garantieren. Einmal getroffene Schulformentscheidungen werden in der Regel nicht revidiert. Ihre Einschätzung über die Zusammensetzung der Schülerschaft an den Hauptschulen, insbesondere in städtischen Gebieten, teile ich. Die Eltern stimmen zudem mit den Füßen ab. Landesweit gehen nur noch rund 13 Prozent eines Jahrgangs nach der vierten Klasse auf die Hauptschule, in Bonn sind es unter 9%. Deshalb ist es eine dringend zu klärende bildungspolitische Frage, wie es mit der Hauptschule zukünftig weiter geht. Diese Frage wird von allen Parteien zu beantworten sein. Denn die Hauptschule in ihrer jetzigen Form hat keine Zukunft mehr und die Antworten der derzeitigen Regierung haben ebensowenig eine Zukunft.

Aus meiner Sicht ist es notwendig, mehr längeres gemeinsames Lernen anzubieten. Individuelle Förderung muss zudem auf der Grundlage von individuellen Bildungsplänen erfolgen sowie flexibel gestaltete Übergänge zwischen die Bildungseinrichtungen gewährleisten. Grundsätzlich möchten wir den Schulen ermöglichen, sich zu Gemeinschaftsschulen weiterzuentwickeln. Im Mittelpunkt des politischen Handelns für ein gutes Schulsystem muss das Wohl der Schüler und Schülerinnen stehen. Individuelle Förderung lässt sich nur in einem Schulsystem verwirklichen, das strukturelle Hürden vermeidet. Wir wollen den Schulen, den Eltern und den Schulträgern die Rahmenbedingungen geben, die eine Weiterentwicklung zu einer Gemeinschaftsschule ermöglichen. Ich halte eine Politik der Ermöglichung und der Unterstützung von Schulen für den besten Weg, Bildungspolitik mit den Menschen zu verändern. Dazu besteht derzeit eine hohe Bereitschaft bei den Eltern.

Zwangszuweisungen oder von oben verordnete Fusionen lösen die Probleme nicht. Schule lässt sich erfolgreich nur mit der Zustimmung der Beteiligten, der Eltern wie der Lehrer, gestalten. Die Nachfrage nach mehr Gesamtschulplätzen bei den Eltern zeigt, dass sich zunehmend viele Eltern längeres gemeinsames Lernen für ihre Kinder wünschen. Hier müssen wir die entsprechenden Schulangebote schaffen. Mit diesem Ziel tritt die SPD an.

Mit freundlichen Grüßen

Renate Hendricks, MdL