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Reinhold Pix
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Frage von Ulrike B. •

Frage an Reinhold Pix von Ulrike B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Pix,

bekanntlich ist ein Beizmittel des Maissaatguts der Firma Bayer gegen den Maiswurzelbohrer für das Bienensterben 2008 verantwortlich. Was gedenken Sie zu unternehmen, um den künftigen Einsatz bienenschädlicher Mittel in der Landwirtschaft und speziell auch des besagten Produkts zu unterbinden? Im Jahr 2010 soll es in Südbaden trotz allem wieder zu "Versuchsflächen" gekommen sein. Welche Perspektiven für ein Umdenken der Landwirtschaft sehen Sie? Welche Anreize werden für die Landwirtschaft geschaffen, bienenfreundliche Produkte zu verwenden? Gibt es hier eventuell einen parteiübergreifenden Konsens, oder sind die GRÜNEN mal wieder die einzigen, die sich hier einsetzen (bitte, ich erwarte von Ihnen keine Wahlkampf-Antwort. Ich habe eh´ schon gewählt)?

Mit freundlichen Grüßen aus Karlsruhe

Ulrike Bohnert

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Bohnert,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Gerne antworte ich Ihnen in meiner Funktion als verbraucherschutzpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der GRÜNEN im Landtag von Baden-Württemberg.

Im Jahr 2008 kam es entlang der Rheinschiene zu einem Massensterben von Honigbienen. Das Zentrum der betroffenen Gebiete lag nicht im Bereich der Sonderkulturen des Plantagenobstbaus, sondern in den klassischen Maisanbaugebieten der Rheinebene. Hier, in der Region mit der größten Bienenvölkerdichte Deutschlands, waren Bienenvergiftungen bisher unbekannt. Viele Imker nutzen sie für die bisher problemlose Frühjahrsentwicklung ihrer Bienenvölker.

Ursache für das Bienensterben war die Maisbeizung mit dem Wirkstoff Clothianidin gegen den Maiswurzelbohrer. Die von den Maisbauern eingesetzten pneumatischen Sämaschinen setzten das Gift in einer Feinstaubwolke frei, die sich als Abtrift über das Land verteilte. Die Bienen sammelten den kontaminierten Blütenstaub und Nektar und trugen den Wirkstoff in das Bienenvolk.

Das Bienensterben und kurz darauf auch ein Fasanensterben in der Rheinebene sind Folge einer verfehlten Agrarpolitik. Wir GRÜNEN verfolgen im Bereich Landwirtschaft einen völlig anderen Ansatz als die CDU-/FDP-Koalition und die jetzige Landesregierung. Wir fordern eine bäuerliche Landwirtschaft ohne Gentechnik und ohne Monokulturen. Stattdessen setzen wir auf langjährige Fruchtfolgezyklen. Wir unterstützen eine größtmögliche biologische Vielfalt statt Agrofabriken mit Grundwasserbelastung, Artensterben und unsäglichem Pestizideinsatz.

Neonicotinoide lehnen wir genauso ab wie die Maismonotonie in unserer Kulturlandschaft. Diese systemischen Insektizide, die als Kontakt- und Fraßgift wirken, werden als Saatgutbeizmittel verwendet. Letztendlich muss ein Verbot dieser hochgiftigen Stoffe erreicht werden. Schäden bei Honig- und Wildbienen und anderen Insekten müssen künftig ausgeschlossen sein.
Wir brauchen dringend eine Kehrtwende in der Agrarpolitik weg von der Chemie hin zu naturverträglichen Methoden. Wir GRÜNE fordern von Landwirtschaftsminister Köberle, einen langjährigen Fruchtwechsel in vom Maiswurzelbohrer befallenen Gebieten anzuordnen und natürliche Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen in geeigneter Weise zu fördern.

Doch auch die Verbraucher und Verbraucherinnen sind hier gefragt. Die steigende Nachfrage nach biologisch erzeugten, regionalen und saisonalen Produkten be-stärkt uns, weiterhin für eine bäuerliche Landwirtschaft mit Erzeugung gesunder Nahrungsmittel einzutreten. Auch darin sehen wir durchaus eine Perspektive für ein Umdenken in der Landwirtschaft und in der Ernährung.

Es gäbe eine ganze Palette von Anreizen für die Landwirtschaft, bienenfreundliche Produkte zu verwenden. Doch die CDU/FDP-Landesregierung handelt hier weit unter ihren Möglichkeiten. Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Maiswurzelbohrers werden halbherzig ergriffen und reichen nicht weit genug. Die Schweiz zeigt, wie es gehen kann: In unserem Nachbarland hat man den Maiswurzelbohrer durch die konsequente Einhaltung der Fruchtfolge im Griff. Wir GRÜNEN setzen daher auf das Instrument des mindestens 3-jährigen Fruchtwechsels. Wir unterstützen die Anwendung ökologischer, bienenfreundlicher Pflanzenschutzmittel und setzen auf differenzierte Beratung der Landwirte.

Ein parteiübergreifender Konsens zur ökologischen Landwirtschaft findet sich in Baden-Württemberg bisher nur in Einzelfragen. Wir von Bündnis 90/DIE GRÜNEN stehen weitestgehend allein mit unseren Forderungen nach einer tier- und umweltverträglichen Landwirtschaft, wenngleich auch die SPD von Fall zu Fall unsere Anliegen und Anträge unterstützt.

Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen bestätigen, dass dieser Weg gangbar ist. In 25 Jahren habe ich als zertifizierter Bio-Winzer mit Viehhaltung am Kaiserstuhl gezeigt, dass man qualitätvoll im Einklang mit Natur und Umwelt leben kann. Der Maßstab für die Zukunft muss eine intakte Umwelt für uns und unsere Kinder sein!

Nähere Auskünfte finden Sie auch in Anträgen, Positionspapieren und Pressemitteilungen von Bündnis 90/DIE GRÜNEN zum Bienensterben:

- Massensterben von Honigbienen in der Rheinebene und Pestizideinsatz www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/2000/14_2698_D.PDF
- Bienen und Natur schützen – Nervengifte verbieten http://www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/3000/14_3095_D.PDF
- Positionen zur Agrarpolitik der GRÜNEN http://www.bawue.gruene-fraktion.de/cms/default/dok/372/372369.bernd_murschel_wirklicher_bienenschutz_s.html
- http://www.gruene-bw.de/fileadmin/gruenebw/dateien/UlmerErkl%C3%A4rungWEB.pdf

Vielen Dank für Ihr Engagement für eine nachhaltige Landwirtschaft!

Reinhold Pix MdL
Verbraucherpolitischer Sprecher

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