Frage an Reinhold Bocklet von Norbert H. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen
Sehr geehrter Herr Bocklet,
Sie erwähnten die bereits hohe Lärmbelastung der Anwohner durch Verkehrsflugzeuge, die zum großen Teil vom Flughafen Erding aus über den Landkreis fliegen.
Wie verträgt sich damit die von Ihrer Partei favorisierte Ausbaustrategie des Flughafens München (3. Startbahn)?
Wie bringen Sie diese Startegie mit den Zielen des Klimaschutzes, dessen Wichtigkeit mitllerweile glücklicherweise erkannt wird, in Einklang?
Sehr geehrter Herr Heinrich,
der Flughafen München Franz Josef Strauß hat sich seit seiner Inbetriebnahme 1992 mit einem Fluggastaufkommen in Höhe von 34 Millionen im Jahr 2007 zum internationalen Luftverkehrsdrehkreuz von europäischem Rang entwickelt, das zentrale Bedeutung für das wirtschaftliche Wachstum Bayerns und Deutschlands hat. Für die Ansiedlung weltweit agierender Unternehmen, die exportorientierte bayerische Wirtschaft und den Tourismus ist der Flughafen München mit seinen weltweiten Verkehrsverbindungen ein entscheidender Standortfaktor. Das weit überdurchschnittliche Wachstum der bayerischen Wirtschaft während der letzten 15 Jahre wäre ohne den Flughafen München nicht möglich gewesen. Der Flughafen München ist auch ein Jobmotor, der rund 30.000 Arbeitsplätze in über 500 am Flughafen angesiedelten Unternehmen bietet. Er ist der nach dem Flughafen Madrid am stärksten wachsende Flughafen Europas und arbeitet eng mit der erfolgreichsten Luftfahrt-Allianz der Welt, der „Star-Alliance“ unter der Leitung der Lufthansa, zusammen. Der Flughafen München erfüllt einerseits die Funktion eines Drehkreuzes mit einem Umsteigeranteil von derzeit 35 Prozent, andererseits kommt nach wie vor ein sehr starkes Wachstum aus der Region.
Die Prognose, die den Planfeststellungsunterlagen zur dritten Start- und Landebahn zu-grunde liegt, stammt aus dem Jahr 2005 und geht von einem Wachstum des Passagieraufkommens bis zum Jahr 2020 auf 57,3 Millionen Passagieren bei einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4,8 Prozent aus. Die tatsächliche Entwicklung in den letzten drei Jahren ist aber doppelt so stark wie in der Basisprognose vorhergesagt ausgefallen. Aus diesem Grund gehen die Annahmen auch bei einem deutlich höheren Kerosinpreis zwar von einem wachstumsdämpfenden Effekt, aber nicht davon aus, dass die dritte Start- und Landebahn damit überflüssig würde, zumal der Flughafen München kein Standort von „Billiganbietern“ ist. Die Nachfrage hält unvermindert an. Ohne den Bau der dritten Start- und Landebahn hätte der Flughafen München auch bei einer sehr konservativen Berechnung nicht die Möglichkeit, den tatsächlich vorhandenen Bedarf zu decken. Das Wachstum des Flughafens München würde dadurch erheblich gehemmt. Deshalb ist die dritte Start- und Landebahn, soll der Flughafen München nicht im internationalen Wettbewerb und als Lufthansastützpunkt zurückfallen, unverzichtbar. Dies dürfte auch im Planfeststellungsbeschluss und bei einem späteren Gerichtsverfahren bestätigt werden.
Die von Ihnen angesprochenen Klimaziele werden von uns selbstverständlich unterstützt. Sie können aber nur im Rahmen globaler Abkommen und nicht durch einseitige Vorleistungen zu Lasten unserer Wettbewerbsfähigkeit erreicht werden. Im Übrigen entstehen 13 Prozent der Belastung in München dadurch, dass die Flugzeuge oft lange in der Luft warten müssen, bis sie landen können. Auch dieses Problem kann eine dritte Start- und Landebahn entschärfen. Obwohl die Belastung des Klimas durch den Flugverkehr mit einem Anteil von etwa 3,5 Prozent vergleichsweise gering ist, treten wir für die Einbeziehung der Flüge in den Emissionshandel und für die Besteuerung von Kerosin - allerdings aus Wettbewerbsgründen als internationale Maßnahme - ein.
Der Raum Fürstenfeldbruck ist im Gegensatz zum Raum Dachau nur am Rande von Fluglärmemissionen anfliegender Flugzeuge bei Betriebsrichtung Ost betroffen. Die mittlere Betriebsrichtungsverteilung der letzten Jahre betrug West / Ost 66% zu 34%, d.h. in zwei Dritteln des Jahres war der Raum Fürstenfeldbruck nicht von Fluglärmemissionen anfliegender Flugzeuge betroffen (Bayern liegt überwiegend in der Westwinddrift). Trotzdem muss natürlich alles getan werden, um die Lärmbelästigung auch bei steigendem Luftverkehr in unserem Raum so gering wie möglich zu halten.
Die Deutsche Flugsicherung DFS bietet im Internet kostenlos das Programm „Stanley-Track“ an, das die Flugverläufe im Nahverkehrsbereich deutscher Flughäfen darstellt und damit zu einer neutralen Information beiträgt.
http://www.dfs.de/dfs/internet/deutsch/index.html
(Auf Button „Fluglärm & Umwelt“ klicken und „Flugverläufe“ wählen.) Notwendig ist die ständige Beobachtung der Flugverläufe, um die Entwicklung kontrollieren und nötigenfalls fachlich und politisch reagieren zu können.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhold Bocklet, MdL