Frage an Reinhard Grindel von Willi R. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Grindel,
vielen Dank für Ihre Antwort vom 02.02.11
Leider ist diese für mich unbefriedigend. Zu Ihrer Information hätte ich Ihnen mitteilen sollen, daß ich dem Jahrgang 1943 angehöre. Vor dem Hintergrund hätten Sie sicher meine Wahrnehmung anders eingeschätzt (?).
Da der Inhalt Ihrer Erwiderung sehr weit an meiner Wahrnehmung vorbei geht, beantworten Sie mir doch bitte noch folgende Fragen:
Wenn alles so positiv ist, wie Sie es versuchen darzustellen,
1. warum gibt es dann noch die Praxisgebühr? - die gab es früher nicht.
2. Warum wurde die Zuzahlung, bei Medikamenten und med. Leistungen, dann nicht reduziert bzw. gänzlich gestrichen? - die gab es früher, ganz oder teilweise, auch nicht.
3. Warum sind so viele ärztliche Leistungen, die aus dem Leistungskatalog gestrichen wurden, nicht ganz oder teilweise, wieder aufgenommen worden?
4. Das die soziale Absichherung heute so gut wie noch nie sein soll, auch in Beziehung zur Rente und Rentenkaufkraft, ist für mich nicht nachvollziehbar. Können Sie mir bitte Quellen benennen, die das alles, möglichst tabellarisch, belegen?
Im Voraus vielen Dank für Ihre Antwort.
Willi Riebesehl
Sehr geehrter Herr Riebesehl,
ich weiß nicht, was Ihr Alter mit meiner Antwort zu tun haben soll. Gerade die ältere Generation profitiert in besonderer Weise von der Stabilität der gesetzlichen Rentenversicherung. Es sind die jüngeren Menschen in unserem Land, die künftig wesentlich mehr private Altersvorsorge leisten müssen, um ihren Lebensstandard einigermaßen zu halten. Es ist die jüngere Generation, die von den Folgen des demografischen Wandels, für den sie nicht verantwortlich ist, wesentlich härter getroffen wird als die jetzige Rentnergeneration. Die jetzige Rentnergeneration profitiert in besondere Weise davon, dass die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung stabil sind und gerade auch die ältere Generation voll umfänglich am medizinischen Fortschritt beteiligt wird. Es ist in Deutschland gerade nicht wie in andern Ländern Europas üblich, dass bestimmte Operationen oder medizinische Hilfsmittel ab einem bestimmten Lebensalter selbst bezahlt werden müssen, sondern dieses trägt auch für sehr alte Menschen die Gemeinschaft der gesetzlich Krankenversicherten. Um Beitragsstabilität zu wahren, ist es nötig gewesen, Einsparpotenziale im jetzigen System der gesetzlichen Krankenversicherung zu nutzen. Dabei hat sich die Praxisgebühr bewährt, weil sie einen Beitrag dazu leistet, dass wirklich nur unbedingt nötige Leistungen der Hausärzte in Anspruch genommen werden. Ebenso hätte eine Reduzierung der Zuzahlungen bei Medikamenten und medizinischen Leistungen eine Verteuerung in diesem Bereich zur Folge, die zu höheren Beiträgen führen würde.
Sie müssten mir schon näher darlegen, welche Streichung von medizinischen Leistungen aus dem Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung Sie beanstanden. Im Übrigen ist eine solche Entscheidung in aller Regel nicht Sache der Politik, sondern des gemeinsamen Bundesausschusses im Gesundheitswesen, der nicht von Politkern, sondern den Leistungserbringern und Kassen im Gesundheitswesen besetzt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Grindel MdB