Frage an Reinhard Grindel von Michael B. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Grindel,
als Student beschäftigen mich zur Zeit viele Probleme, insb. Existenzängste, ein hoher Schuldenberg und der permanente Leistungsdruck an der Universität.
Die CDU hat es in der letzten Legislaturperiode, aber auch zuvor schwer gehabt, bildungspolitische Fragen und Problematiken der jungen Menschen (BAFöG, Studiengebühren, Studienkredite zu günstigen Zinsen, Einführung des G8-Gymnasiums, Zentralabitur) wirklich sachgerecht zu beantworten. Musste man sich von Ihrer Kollegin Frau Anette Schawan doch Sätze anhören wie "500€ hat man doch zu haben" oder " der Bildungsstreik 09 ist nicht zu rechtfertigen, da die Studienbedingungen noch nie so gut waren, wie bisher!".
Meine Frage an Sie, Herr Grindel:
Befürworten Sie eine Grundgesetzänderung, die die Bildungshoheit der Länder auflöst und an den Bund überträgt, sodass wirklich von "einheitlichen Bildungsstandards" gesprochen werden kann? Halten Sie am veralteten 3-gliedrigen-"Klassen"System fest?
Wie würde ein bundeseinheitliches Bildungssystem nach Ihrer Ansicht aussehen? Wie würden Sie Chancengleicheit im Hochschulbereich fördern? Sollen alle eine Grundförderung vom Staats erhalten, soll es besser Zinskonditionen vom Staat geben für Studentenkredite?
Viele Fragen, die mich zur Zeit sehr bewegen. Ich hoffe, Sie können wenigstens einige beantworten.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit
MfG
M. Bottke
Sehr geehrter Herr Bottke,
mit den Beratungen zur Föderalismusreform ist die Entscheidung über die Zuständigkeit im Bildungswesen gefallen. Alle Bundesländer – egal ob CDU- oder SPD-regiert – wollten es bei der Länderhoheit belassen. Dies habe ich zur Kenntnis zu nehmen und insoweit wird es auf absehbare Zeit dazu keine Veränderungen geben. Ich bin für ein differenziertes Schulsystem, das auf unterschiedliche Begabungen, Neigungen und Fähigkeiten Rücksicht nimmt. Nicht jedes Kind kann am Ende Hochschulprofessor und nicht jeder Jugendliche ein guter Handwerker sein. Insofern geht es nicht um das gleiche, sondern um ein chancengerechtes Schulangebot. Gerade als Abgeordneter aus dem ländlichen Raum weiß ich, dass auf Grund der demographischen Entwicklung nicht in jeder Region ein dreigliedriges Schulsystem aufrechterhalten zu sein wird. Deshalb bin ich sehr wohl in den Städten, Gemeinden und Landkreisen, in denen sich dieses anbietet, für eine stärkere Zusammenarbeit - im Zweifel auch Zusammenlegung – der Haupt- und Realschulen.
Ich finde, dass der Bund in der vergangenen Zeit gerade zwei Maßnahmen getroffen hat, die in besonderer Weise die Chancengerechtigkeit fördern: von der Hirnforschung wissen wir, dass viele Talente und Neigungen bereits in den ersten fünf Jahren eines Kindes vergeben werden. Insofern ist die frühkindliche Erziehung ein sehr gutes Instrument, um Kinder – gerade etwa auch mit Migrationshintergrund – auf eine gute Perspektive in der Grundschule vorzubereiten. Mit dem Konjunkturpaket II fördern wir insbesondere die energetische Gebäudesanierung an Schulen und sonstigen Stätten zur Kindererziehung. Damit erreichen wir nicht nur eine erhebliche Energieeinsparung, sondern gleichzeitig werden Mittel des jeweiligen Schulträgers frei, um die Qualität der Ausbildung noch zu verbessern. Die Frage der Studiengebühr ist ausschließlich Sache der Länder.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Grindel MdB