Frage an Reinhard Brandl von Marcel S. bezüglich Verbraucherschutz
Sehr geehrter Herr Dr. Brandl,
ich habe eine Frage an Sie in ihrer Funktion als Ordentliches Mitglied im Ausschuss Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, Ordentliches Mitglied der Enquête-Kommission Internet und digitale Gesellschaft und als Ordentliches Mitglied des Unterausschusses Neue Medien. In allen drei Bereichen sollten Sie damit schon in Berührung gekommen sein:
Wie können Sie hinnehmen dass deutsche Unternehmen ihren Kunden im Ausland so unglaublich überteuerte Roaminggebühren aufbürden?
Eine kleine Internetrecherche ergibt dass die beiden führenden deutschen Mobilfunkunternehmen beim Datenroaming im europäischen Ausland pro GigaByte bis zu €3565,16 berechnen mindestens jedoch €1013,76. 1GB ist zwar historisch betrachtet eine riesige Datenmenge, heutzutage nur noch ein drittel eines Spielfilmes aus einer Onlinevideothek, eine Stunde Youtube oder die Menge von E-Mails mit Anhang die ich innerhalb weniger Wochen beruflich erhalte.
Natürlich muss ich das im Urlaub alles nicht haben, aber es schmerzt mir doch sehr meine gewohnten kulturellen und informativen Interessen im europäischen Ausland nicht stillen zu können.
Zumal vor kurzem in Europa festgelegt wurde dass bei einem Rechnungsbetrag von €50 der Kunde zu seinem Schutz gesperrt werden soll. Das ist gerade so lächerlich als wenn man versuchen würde die Benzinpreise zu verringern indem man den Tankstellen vorschreibt den Kunden maximal 5 Liter zu verkaufen...
Bei den Telefongebühren hat man eine Regelung gefunden bei der der Roamingpreis gegenüber den innländischen etwa beim Faktor 3 liegt. Bei der Internetnutzung liegt der Faktor bei unglaublichen 20-510, je nachdem welchen Vertrag man nutzt.
Werden Sie sich verstärkt dafür einsetzen dass deutsche Unternehmen, welche im Ausland Netze betreiben, diese nicht mehr nutzen um kulturell interessierte, kommunikative, technikaffine, vielleicht im Ausland berufstätige Menschen abzuzocken?
Vielen Dank im Voraus für ihre Antwort,
Marcel Silhard
Sehr geehrter Herr Silhard,
vielen Dank für Ihre Frage vom 10. August 2010. Sie sprechen die Roamingtarife für das mobile Internet an. Ihre Bedenken kann ich sehr gut nachvollziehen, da auch ich den Bedarf an einer Preissenkung im Bereich des Datenroamings sehe.
Die Europäische Union ist bereits bemüht, die Differenz zwischen Roamingtarifen und nationalen Tarifen anzugleichen. In ihrer Digitalen Agenda für Europa vom 19. Mai 2010 hat die Europäische Kommission nun das konkrete Ziel formuliert, diese Differenz bis zum Jahr 2015 zu beseitigen. Auch die Bundesregierung begrüßt die Absicht der Europäischen Kommission, die bestehenden überhöhten Tarife zu senken.
Ich hoffe, dass hier schnell - und nicht erst 2015 - etwas passiert.
Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Brandl