Frage an Rebecca Harms von Hasko H. bezüglich Umwelt
Sehr geehrte Frau Harms,
auf Anraten Ihres Kollegen Häfner wende ich mich an Sie mit einem Thema, das auf den ersten Blick klein scheint und doch in großem Maße zur Umweltbelastung beiträgt.
Seit einiger Zeit werden von den Herstellern von Tintenstrahldruckern, die in Millionen von Haushalten in Europa stehen, in den Tintenpatronen integrierte Schaltkreise ("Chips") verbaut. Von den Herstellern werden dafür selbstverständlich technische Gründe genannt, tatsächlich handelt es sich aber um den Versuch, den Markt für Ersatztinte von Drittherstellern auszutrockenen. Von der Erfolglosigkeit dieser Maßnahme kann sich jeder mit einer kurzen Suchanfrage bei Amazon o. ä. selbst überzeugen -- auch Dritthersteller bieten mittlerweile Patronen "mit Chip" an. (Tests haben überdies gezeigt, dass diese Patronen völlig gleichwertig sind.)
Nun werden die Chips in den Patronen unter teilweise großer Umweltbelastung hergestellt und müssen nach Verbrauch entsorgt werden. Erst belastende Herstellung von Verbrauchsartikeln, dann von Recycling keine Spur. Anstatt also in Richtung nachhaltigeren Wirtschaftens zu forschen, schlagen die Druckerhersteller einen entgegengesetzten Weg ein -- und zwar ohne die damit gesetzten Ziele der Gewinnmaximierung zu erreichen.
Die Millionen von Druckern resultieren in zig Millionen von verbrauchten Druckerpatronen jährlich!
Aus meiner Sicht ist dies eine Fehlentwicklung, die der freie Markt so nicht beseitigen wird, so dass der Gesetzgeber gefragt ist. Klar ist, dass entsprechende Richtlinien hinsichtlich des Verzichts auf überflüssige, belastende Elektronik in einem Verbrauchsartikel wie Druckerpatronen am Besten auf europäischer Ebene verabschiedet würden.
Sehr gerne würde ich Ihre Meinung hierzu erfahren. Noch besser wäre natürlich eine entsprechende Aktivität des Umweltausschusses. :)
Mit freundlichen Grüßen
Hasko Heinecke
Sehr geehrter Herr Heinecke,
ich teile Ihre Empörung über diesen Misstand und auch Ihre Einschätzung, dass der freie Markt dies nicht von sich aus ändern wird.
Das Problem dieser "single-use" Druckerpatronen hat das Europaparlament schon vor vielen Jahren thematisiert, mit dem Ergebnis, dass die Elektroschrott-Richtlinie in Artikel 4 - zumindest auf dem Papier - folgendes sagt:
"Produktkonzeption
Die Mitgliedstaaten fördern die Konzeption und die Produktion von Elektro- und Elektronikgeräten, die die Demontage und die Verwertung, insbesondere die Wiederverwendung und das Recycling, von Elektro- und Elektronik-Altgeräten, ihren Bauteilen und Werkstoffen berücksichtigen und erleichtern. In diesem Zusammenhang ergreifen die Mitgliedstaaten geeignete Maßnahmen, damit die Hersteller die Wiederverwendung von Elektro- und Elektronik-Altgeräten nicht durch besondere Konstruktionsmerkmale oder Herstellungsprozesse verhindern, es sei denn, dass die Vorteile dieser besonderen Konstruktionsmerkmale oder Herstellungsprozesse überwiegen, beispielsweise im Hinblick auf den Umweltschutz und/oder Sicherheitsvorschriften." ( http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2003:037:0024:0038:DE:PDF )
In die Praxis ist dies aber bedauerlicherweise in den Mitgliedsstaaten nicht wirklich umgesetzt worden. Aus diesem Grunde versucht das Europaparlament mit der Neufassung der ElektroschrottRL zu erreichen, dass in der Eco-DesignRL entsprechende Designstandards festgelegt werden, u. a. um die Wiederverwendung zu fördern. Dazu verhandelt das Europaparlament derzeit in zweiter Lesung der Neufassung der ElektroschrottRL mit dem Rat. Ich hoffe, wir sind hier erfolgreich und die Mitgliedsstaaten stellen sich nicht quer!
Mit freundlichen Grüßen
Rebecca Harms