Wie stehen Sie zu einer zeitlichen Befristung politischer Ämter, damit Berufspolitikerkarrieren wie die Ihre künftig nicht mehr möglich sind?
Bitte missverstehen Sie meine Frage nicht als persönliche Anfeindung. Sie werden mir aber zustimmen müssen, dass gerade bei den deutschen Grünen Lebensentwürfe überwiegen, die von frühester Jugend an auf eine Karriere in der Landes-, Bundes oder Europapolitik abzielen. Nur der Studien- oder Ausbildungsabschluß markiert heute noch den Unterschied zu Gründungsmitgliedern Ihrer Partei, wie Joschka Fischer, Claudia Roth und Reinhard Bütikhofer. Warum haben Sie nie - zumindest eine Zeitlang - in einem bürgerlichen Beruf gearbeitet? Glauben Sie, dass ein Studium der Islamwissenschaften, Arabastik und Turkologie, wie es Ihre Fraktionsvorsitzende absolviert hat, je seine Frau hätte ernähren können? Dem Himmel sei Dank, wurde Elmar Brok 2019, nach 39 Jahren (!) Zugehörigheit zum EP, nicht mehr von der CDU aufgestellt. Heute ist ihm Claudia Roth mit 31 Jahren im EP und BT dicht auf den Fersen, und wird sicher noch die Lebensspanne voll machen. Sind all diese Politiker wirklich so unverzichtbar?
Sehr geehrter Herr L,
vielen Dank für ihre Frage und bitte verzeihen Sie mir die verzögerte Antwort.
Mir ist besonders wichtig, dass in unseren Parlamenten mit unterschiedlichen beruflichen Erfahrungshorizonten, aus unterschiedlichen Altersgruppen und unterschiedliche regionalen Hintergründen zusammenkommen. Ein Parlament lebt von dem Austausch und Vielfalt. Jüngere Abgeordnete können nicht denselben beruflichen Erfahrungshorizont haben, wie Ältere.
Im Endeffekt entscheiden in einer Demokratie doch die Wähler*innen bei den Wahlen, ob Sie mit der Leistung der Politiker*innen zufrieden sind oder nicht.
Ich gebe Ihnen Recht, dass grundsätzlich auch politische Wechsel für eine Demokratie von hoher Bedeutung sind.
Mit freundlichen Grüßen,
Rasmus Andresen