Frage an Rasmus Andresen von Lars H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Wie stehen sie zum Meisterzwang? Sollten wir weiterhin daran festhalten, oder ist es an der Zeit die freie Berufswahl wieder einzuführen?
Guten Tag Herr H.
vielen Dank für ihre Frage und bitte entschuldigen Sie die verzögerte Antwort.
Der Meisterzwang bzw. die Meisterpflicht ist die gesetzliche Regulierung, dass ausschließlich Handwerksmeister*innen und Gleichgestellte einen handwerklichen Betrieb führen dürfen. Aktuell sind ca. 20 Berufe von der Wiedereinführung der Meisterpflicht betroffen.
Wir sehen aber einen gesamtheitlich Rückgang bei den Absolvent*innen in den handwerklichen Berufen geschieht. Viele junge Menschen entscheiden sich nach der Ausbildung für einen Werdegang in der Industrie. Hier zeigt sich, dass wir die handwerklichen Berufe insgesamt attraktiver machen müssen. Der Meisterbrief muss gesellschaftlich genauso viel wert sein wie ein Master. Wir müssen positive Anreize schaffen, damit es sich für die Menschen lohnt.
In Schleswig-Holstein hat sich die im Jahr 2019 eingeführte Meistergründungsprämie als sehr positiv erwiesen, um gegen den Fachkräftemangel aktiv zu werden. Dadurch konnten Menschen mit wenigen finanziellen Mitteln der Weg in die Selbständigkeit eröffnet werden - dies wäre mit einer Meisterpflicht nicht möglich. Seitdem wurden in Schleswig-Holstein damit mehr als 200 Ausbildungsplätze geschaffen.
Im Bundestagswahlkampf haben wir deswegen gefordert, dass der Zugang zum Meister*innenbrief so niedrigschwellig wie möglich gestaltet wird. Wir sind der Auffassung, dass er wie ein Studium grundsätzlich kostenlos sein sollte. Darüber hinaus müssen die Hürden und Hindernisse abgebaut werden, damit Frauen, Menschen mit Migrationsbiographie oder Menschen mit einer Behinderung ebenfalls die Möglichkeit haben, den Meister*innenbrief zu erwerben.
Dafür haben wir Grüne uns in der Koalition eingesetzt und mit den anderen Parteien vereinbart, dass der Zugang zur Meister*innenausbildung erleichtert wird. Die Kosten von Meister*innenkursen und -briefen sollen für die Teilnehmer*innen deutlich gesenkt werden.
Die Meisterpflicht fördert nicht das Handwerk und mindert auch nicht die Probleme. Die Lösung liegt in der Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Es existieren genügend Ansatzpunkte, an denen wir anknüpfen, um den stinkenden Zahlen im Handwerk entgegenzuwirken. Die Meisterpflicht gehört allerdings nicht dazu.
Meine Kollegin Claudia Müller hat sich bereits in der vergangenen Legislaturperiode von 2017 bis 2021 für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen im Handwerk eingesetzt.
Mit herzlichen Grüßen,
Rasmus Andresen