Wie stehen Sie zu einem Social Scoring System?

Die chinesische Regierung hat einen modernen Big Brother erschaffen, mit dem sie sich die Möglichkeit verschaffen will, auf zahlreiche private Daten ihrer Bürgerinnen und Bürger zuzugreifen. Chinas Regierende zementieren damit nicht nur ihren Machtanspruch sondern auch ihre absolute Deutungshoheit. Denn sie haben sich ein mächtiges Instrument gegeben, um aus ihrer Sicht unerwünschtes Verhalten zu sanktionieren. Das sind staatliche totalitäre Methoden, die ich kategorisch ablehne und für die in unserer liberalen Gesellschaft kein Platz ist.

Gleichwohl ist Social Scoring ein Phänomen, dass auch in unserer Lebensrealität Einzug hält. Private Bewertungsplattformen und -systeme in den unterschiedlichen Lebensbereichen kennen wir hier bereits. Große Onlinehändler sammeln Daten über unser Konsumverhalten. Viele Menschen nutzen Apps, die ihre Aktivitäten aufzeichnen. Anders als beim Social Scoring in China werden alle diese Lebensdaten nicht zentral erfasst und sie unterliegen in der Regel einem privatwirtschaftlichen Interesse. Zudem wird insbesondere in der Europäischen Union der Datenschutz großgeschrieben. Die Politik muss diese Entwicklungen dennoch aufmerksam und kritisch begleiten. Denn eine Welt, in der Algorithmen neue Diskriminierungsformen schaffen und über meine Lebenschancen entscheiden, ist für mich eine abstoßende Vorstellung.