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Ralph Lenkert
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Frage von Arta G. •

Sehr geehrter Herr Lenkert, wie ist Ihre persönliche Meinung hinsichtlich gendergerechter Sprache?

Sehr geehrter Herr Lenkert,

meine Frage an Sie bezieht sich auf ein äußerst aktuelles und kontrovers diskutiertes Thema, nämlich die gendergerechte Sprache.

Wie ist Ihre persönliche Meinung (unabhängig von Ihrer Partei) hinsichtlich dieser Angelegenheit? Befürworter argumentieren, dass es ein wichtiger Schritt für die Gleichberechtigung der Geschlechter sei, vor allem aber auch für diejenigen, die sich weder dem männlichen noch dem weiblichen zuordnen können oder wollen. Teilen Sie auch diese Meinung oder halten Sie die gendergerechte Sprache für ein weniger relevantes Thema oder sogar für einen irrtümlicher Versuch der Geschlechtergleichheit?
Über eine schnelle und ausführliche Antwort würde ich mich sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Arta G.

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Sehr geehrte Frau G.,

vielen Dank für Ihre Frage. Das Thema Gendern ist schwierig, da der Umgang und die Debatte damit sehr emotional geführt und von einigen Kreisen instrumentalisiert wird, um offene und tolerante Gesellschaften zu zerstören.

In Deutschland wird zumeist noch das generische Maskulinum verwendet, diese Bezeichnung soll dann für alle stehen. Studien (auch vgl.: https://www.quarks.de/gesellschaft/psychologie/was-gendern-bringt-und-was-nicht/) zeigen, dass dies allerdings auch im Kopf bei Vielen das Bild erzeugt, dass Männer gemeint sind und dass Frauen sichtbarer werden, wenn geschlechtergerechte Sprache genutzt wird. In dem von mir verlinkten Artikel werden außerdem drei weitere Effekte mit Studien belegt: Gendern hat Auswirkungen auf die Berufswahl, Kinder trauen sich mehr Berufe zu, Menschen denken offener über Geschlechterrollen. Unter anderem aus diesen Gründen finde ich es sehr wichtig, dass nicht nur das generische Maskulinum verwendet wird.

Hinzu kommt, dass Sprache auch Macht bedeutet, wie man am Beispiel "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer" erkennt. In der Bibel steht "Geben ist seliger denn nehmen", und so wurde aus dem Abgeben der Arbeitskraft für Arbeitende ein Annehmen von Arbeitsaufträgen - also die heutige Bezeichnung Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer - und der "Gute" ist derjenige, der die Arbeitskraft annimmt und bezeichnet sich als "Arbeitgeberin oder Arbeitgeber". So werden Machtverhältnisse zementiert und wer eine geschlechtergerechte Sprache prinzipiell ablehnt, der hält damit am Patriarchat fest - egal ob bewusst oder unbewusst.

Trotzdem verstehe ich Einwände aufgrund der schlechteren oder ungewohnten Lesbarkeit von Schreibweisen mit Sternchen oder ähnlichem. Ich finde Gleichberechtigung auch in der Sprache wichtig. Persönlich bevorzuge ich Formulierungen wie „Studierende“, da dies alle Personen miteinbezieht und die Lesbarkeit trotzdem nicht beeinträchtigt. Wenn diese neutrale Formulierung sprachlich nicht möglich ist, wie zum Beispiel bei „Bürgerinnen und Bürgern“, favorisiere ich die Schreibweise weiblich und männlich und manchmal (aus Zeit- oder Zeichenanzahlgründen) verwende ich die Formen im Wechsel.

Ich verstehe auch die Einwände von Personen, die sich nicht binär zuordnen können oder wollen und daher meine Schreibweise kritisieren. Jedoch bin ich der Meinung, dass Sprachgebrauch eben durch den Gebrauch entsteht, und nicht durch Vorgaben. Meine Oma hat bis an ihr Lebensende so geschrieben, wie sie es in der Schule lernte, daher wird die Einführung einer gendergerechten Sprache dauern und sollte mit dem ständigen Nutzen weiblicher Formen und der männlichen Form beginnen. Eine Sprachfestlegung per Verordnung wird nicht funktionieren, daran ist auch die DDR 40 Jahre lang gescheitert. Sprache entwickelt sich durch Sprachgebrauch und wenn immer mehr Menschen geschlechtergerecht sprechen wird dies dadurch „normal“ werden. Ich denke, die Sensibilisierung dafür findet statt und ich bin überzeugt, dass sich die Veränderungen langsam durchsetzen werden. Ich werde jedenfalls meinen Anteil für eine geschlechtergerechte Sprache leisten.

Mit freundlichen Grüßen
Ralph Lenkert

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