Frage an Ralph Lenkert von Julius K. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Lenkert,
Wie positionieren Sie sich zu dem Resolutionsentwurf des EU-Ministerrats wirksame Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unwirksam zu machen? Halten Sie die vorgeschlagenen Methoden zur Umgehung von Ende zu Ende Verschlüsselung (Schadsoftware auf Endgeräten der Nutzer:innen oder Masterkeys für Behörden) für angemessen? Wie äußern Sie sich zur Kritik von Bürgerrechtler:innen, IT-Expert:innen und Wirtschaftsvertrewter:innen, dass diese Bestrebungen gesetzestreuen Bürger:innen und Unternehmen erheblichen Schaden zufügen könnten und gleichzeitig von Verbrecher:innen und Terrorist:innen mit einfachen Mitteln umgangen werden können? Zeigen aktuelle Fälle wie der Anschlag in Wien nicht vielmehr, dass der Zugriff auf verschlüsselte Kommunikation für die Polizeiarbeit weniger relevant ist, als es von Sicherheitsbehörden oft dargestellt wird?
Mit freundlichen Grüßen
J. K.
Sehr geehrter Herr Krämer,
vielen Dank für Ihre Frage. Meine Fraktion DIE LINKE und ich sehen die Pläne des EU-Ministerrats zum Verbot von Ende-zu-Ende-Verschlüsselung extrem kritisch. Man kann nicht auf der einen Seite sichere digitale Kommunikation versprechen und auf der anderen Seite Ende-zu-Ende-Verschlüsselung unmöglich machen. Eine Umsetzung würde Gefahren für die IT-Sicherheit, und eine Überwachung von Bürgerinnen und Bürgern mit der fadenscheinigen Ausrede der Vorbeugung von terroristischen Angriffen legitimieren.
Datenschutz, IT-Sicherheit und Innere Sicherheit müssen zusammengedacht werden und sind kein Widerspruch. Andernfalls laufen wir in die Richtung von Massenüberwachung, ob staatlich oder kommerziell. Kameras und Vorratsdatenspeicherung schützen uns jedoch nicht vor Straftaten, das zeigen Untersuchungen.
Wieder einmal hat die EU sich nicht ausreichend von wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Fachleuten für IT-Sicherheit beraten lassen und deren Warnungen ignoriert. Das wird sich rächen, sollte diese fatale Regulierung tatsächlich verabschiedet werden. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass sie Bestand vor dem EUGH haben wird und gehe mit großer Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Europäische Gerichtshof dem Entwurf des EU-Ministerrats nicht zustimmen wird.
Ich versichere Ihnen, dass die Linksfraktionen im EU-Parlament und im Bundestag, sich gegen eine Umsetzung dieses Entwurfs einsetzen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Lenkert