Frage an Ralph Lenkert von Hans-Joachim H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrter Herr Lenkert!
Bei der Abstimmung zur Organspende haben Sie sich ohne Fraktionzwang frei für die Widerspruchslösung entschieden. Sie wollten sicherlich den auf ein passendes Organ wartenden Patienten etwas Gutes antun.
Könnten Sie sich auch vorstellen,an das Sie sich in Zukunft mit Ihren Entscheidungen und Ihren politischen Einflußmöglichkeiten in der Gesellschaft dafür einsetzen, daß zukünftig weniger Menschen auf diese Warteliste kommen. Sehen Sie da Möglichkeiten zu helfen?
MfG
Hans-Joachim Hagen
Sehr geehrter Herr Hagen,
vielen Dank für Ihre Mail. Für mich war es ein schwerer, langer Prozess, mich für die Widerspruchslösung zu entscheiden. Ich stellte mir bei dem emotionalen Thema Organspende selbst Fragen und setze für mich gültige moralische Fixpunkte.
1. Wie stehe ich zur Transplantation, zu möglichen eigenen Erkrankungen, aber auch zum eigenen Sterben?
2. Keine Regierung darf Menschen zwingen, ein Spender zu werden, aber jede Regierung hat die Pflicht, bestmöglich Transplantationsmedizin zu unterstützen.
3. Jeder und jede Abgeordnete muss diese ethischen Fragen zu Leben und Tod selbst entscheiden.
4. Wie soll ich es vor meinem Gewissen, vor kranken Menschen rechtfertigen, wenn ich nicht das Mögliche versuche, um Leben zu retten?
Diese Punkte und Fragen führten zu meiner Entscheidung für die Widerspruchslösung, weil es für mich außerhalb der Widerspruchslösung keine Möglichkeit gab, die Fragen zu beantworten, die Fixpunkte einzuhalten und dies ohne Widersprüche.
Ich kann nicht akzeptieren, dass Kranke, die gerettet werden könnten, den Kampf verlieren, weil zu wenige Menschen ihre Spendenbereitschaft selbstständig erklärten.
Daher habe ich mich persönlich für die Widerspruchslösung eingesetzt, entsprechend abgestimmt und werde weiter dafür werben.
Aber Sie fragten auch, was ich unternehme, damit nicht so viele Menschen auf die Warteliste kommen, also damit weniger Spenderorgane benötigt werden. Ja, da gibt es Möglichkeiten.
- Unser Gesundheitswesen muss wieder die Vorsorge stärken, damit Krankheiten früher erkannt werden und damit Organe geheilt werden und nicht später ersetzt werden müssen.
- Medizinisches Personal braucht mehr Zeit für Patientinnen und Patienten, der finanzielle und zeitliche Druck durch Fallpauschalen muss entfallen.
- Wir brauchen sauberere Luft, eine intakte Umwelt, auch Tempolimits damit Organe nicht geschädigt werden.
Dafür setze ich mich mit meiner Fraktion ein.
Aber trotz aller Bemühungen, werden wir stets auch Menschen brauchen, die nach ihrem Ableben noch anderen zum Weiterleben helfen, durch ihre Spendenbereitschaft. Ich danke Ihnen für Ihre Anfrage, denn diese gibt mir die Möglichkeit, meine Entscheidung zu erklären und damit öffentlich für die Widerspruchslösung einzutreten, bis diese endlich kommt.
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Lenkert