Frage an Ralph Lenkert von Sandra L. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Lenkert,
leider richte ich meine Frage nun recht spät an Sie. Trotz alldem, ist es mir ein großes Anliegen und Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die ökologischen Landschaftspflege Betriebe / Schäfer richten, wohlwissend, dass Frau Julia Klöckner in diesem Fall erste Ansprechpartnerin wäre. Trotzdem darf es auch Sie als ordentliches Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, gern interessieren, dass die Berufssparte der Schäfer vom wirtschaftlichen Aussterben bedroht ist. Betriebsübergaben an Nachfolger, Neugründungen sind nicht möglich, solange für den selbständigen Schäfer eine 70 Stunden-Woche gilt, der rechnerische Stundenlohn sehr häufig niemals den gesetzlichen Mindestlohn erreicht und die administrativen Anforderungen mittlerweile unverhältnismäßig erscheinen. Von 2010 bis 2016 ist die Zahl der Betriebe mit mehr als 320 Muttertieren um 13 % auf einen Stand von 989 gesunken.
Damit das Betriebesterben ein Ende hat, bitten die Schäfer um kurzfristige Hilfe durch Zahlung einer Weidetierprämie, die außer in Deutschland überall in der EU gezahlt wird. Dem offenen Brief des Berufsverbandes können Sie alle Daten und Fakten entnehmen.
Mich interessiert, wie Sie am Donnerstag den 28.06.18 im Bundestag zur Weidetierprämie abstimmen?
Gern können Sie unseren kleinen Familienbetrieb auch einmal besuchen und sich einen Eindruck von unserer Arbeit und Engagement machen.
Wir würden uns auf jedem Fall freuen.
In Erwartung auf Ihre Antwort, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen.
S. L.
"Landschaftspfleger mit Biss"
Sehr geehrte Frau L.,
vielen Dank für Ihre Mail. Der Antrag "Weidetierprämie für Schafe und Ziegen jetzt auf den Weg bringen" (19/1691) ist unser eigener, den wir LINKEN zusammen mit den Grünen gestellt haben, damit er größeres Gewicht erhält.
DIE LINKE ist seit vielen Jahren, ja schon Jahrzehnten aktiv in der Unterstützung von Schäferinnen und Schäfern. Sie sind die großen Verlierer*innen in der Landwirtschaft, weil sie oftmals keine eigenen Flächen haben, auf denen sie ihre Tiere weiden lassen, bzw. keine Flächenprämie kassieren können. Oft sind sie Pächter*innen oder sogar Unterpächter*innen, pachten also Flächen von anderen Pächter*innen. Bei steigenden Pachtpreisen durch insgesamt steigende Bodenpreise gibt es für die Schäferinnen und Schäfer keinen Gewinn. Hinzu kommt, dass ihre Tiere z.T. auf besonderen Standorten wie Truppenübungsplätzen, Deichen etc. weiden, die in Einzelfällen keine Förderung erhalten. Die hochwertigen Schafprodukte finden keinen ausreichenden Absatz. Für den Herdenschutz (bspw. in Hinsicht auf den Wolf) gibt es keine bundeseinheitliche Unterstützung für Schutzanlagen oder Herdenschutzhunde geschweige denn einheitliche, unbürokratische Entschädigungsregelungen, die wir seit Längerem fordern. Es wird immer schwerer von Schafzucht/ Schafhaltung zu leben- Das alles führt zu Fachkräftemangel in der Schäferei, zu Überalterung des Berufsstandes, zum Schließen von Betrieben und insgesamt zu sinkenden Schafszahlen in Deutschland. Das führt aber auch zu einer Kulturlandschaft, die einseitiger wird, weil die Offenhaltung von besonderen Flächen wie Mooren, Trockenrasen und Heiden gefährdet ist, auch die Deichpflege wird problematischer werden.
Wir brauchen endlich eine Weidetierprämie, die die gesellschaftlich wichtige Arbeit der Schäferinnen und Schäfer für den Natur-, Arten-, Klima- und Hochwasserschutz anerkennt. 22 andere europäische Mitgliedstaaten haben diese Prämie schon. Deutschland muss endlich nachziehen und der Europäischen Kommission bis zum 1. August 2018 mitteilen, dass es eine gekoppelte Stützung für die Schaf- und Ziegenhaltung ab 2019 einführen möchte. Genau das fordern wir in unserem Antrag "Weidetierprämie für Schafe und Ziegen jetzt auf den Weg bringen" (https://kirstentackmann.de/27012-2/). Am 28. Juni wird dieser Antrag im Bundestag im Plenum abgestimmt. Wir hoffen hier auf breite Zustimmung. Wir selbst stimmen natürlich zu.
Bei besonderem Interesse am Thema empfehle ich Ihnen die homepage meiner Kollegin Dr. Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der LINKEN im Bundestag, auf der Sie unsere Forderungen und weitere Initiativen zur Schafhaltung finden: https://kirstentackmann.de/category/wolf-und-herdenschutz/
Mit freundlichen Grüßen
Ralph Lenkert