Die Welt schreibt (13.12.), dass 56% der Ungeimpften sehnlichst auf Totimpfstoffe warten. Warum sollen diese gezwungen werden, bevor die Rettung da ist? Wirtschaftspolitik oder Macht?
Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Tatsächlich könnte es sein, dass bald sogenannte Totimpfstoffe gegen das Coronavirus durch die Europäische Arzneimittelbehörde EMA zugelassen werden. Die in inaktiven oder Totimpfstoffen enthaltenen abgetöteten Erreger oder Bestandteile von Erregern können sich nicht mehr vermehren und auch keine Krankheit verursachen. Sie werden vom Immunsystem als Fremdkörper erkannt, welches daraufhin Antikörper produziert, die gegen eine potenzielle Erkrankung schützen.
Auch die bereits zugelassenen -Impfstoffe enthalten jedoch keine vermehrungsfähigen Viren und können dementsprechend laut Robert Koch-Institut (RKI) mit Totimpfstoffen gleichgesetzt werden. Die bisher verwendeten Impfstoffe haben sich bei millionenfacher Anwendung als wirksam und risikoarm herausgestellt. Mehr Informationen zu den unterschiedlichen Impfstofftypen finden Sie auf der Webseite des RKI unter https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/COVID-Impfen/FAQ_Liste_Impfstofftypen.html.
Werden neue Impfstoffe genehmigt, können diese dazu beitragen, die Impfquote in der Bevölkerung zu erhöhen und somit die Pandemie schneller zu beenden. Angesichts der aktuellen Inzidenz- und Hospitalisierungsraten sowie der Situation auf den Intensivstationen stehen wir jedoch unter hohem Zeit- und Handlungsdruck. Meines Erachtens ist es angesichts der aktuellen Pandemiesituation nicht zu verantworten, bei weiteren Entscheidungen auf Totimpfstoffe zu warten. Deshalb halte ich es für sinnvoll, eine potenzielle Impfpflicht im Bundestag zu debattieren und somit eine demokratisch legitimierte Lösung zu finden.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen konnte und bedanke mich erneut für Ihre Anfrage.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ralf Stegner