Frage an Ralf Stegner von Carl J. H. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Betreff: Fragen, Fragen? |: Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht!
Sehr geehrter Herr Stegner,
mit bald 84 Lebensjahren erlaube ich mir einige Fragen zum Zustand der SPD zu stellen. Aus Furcht vor Verfolgung habe ich die SPD-Mitgliedschaft nie erworben. Aber immer im Sinne meiner Vorväter meine Stimme Ihrer Partei gegeben (Ich lese z.Zt. A. Kühn, „Zeit zum Aufstehen“, heute die grausamen Verfolgungen der Sozialdemokraten im sog. 3. Reich).
In allen veröffentlichten Aussagen unserer heutigen SPD-Repräsentanten vermisse ich Erinnerungen an die Zeit der Verfolgungen und ebenso Rückbesinnung auf W. Brandts Entspannungs- und Friedenspolitik!
Warum ist das so? Wachsen Ihnen die Alltagsprobleme über den Kopf? Wo bleibt der berühmte Kampfgeist unserer sozial-demokratischen Vorväter?
Wo bleibt ein klares Bekenntnis zur Friedenspolitik und den Idealen der Sozialdemokratie?
Ohne Wenn und Aber, wie vor(!) 1914?
Natürlich verstehe ich Ihre Führungs-Dilemma:
Vasallen-Treue zur US-geführten NATO, Klima-Politik, Gebunden-Sein in Koalitionen, demographischer Wandel (Wandel der lohnabhängigen Arbeiter-Klasse zu einkommensabhängigen Arbeitnehmern auf allen Einkommensstufen), Organisations-Filz, u.a.
Wer von den Bewerbern um den Partei-Vorsitz hat den Mut auf den Weg unserer sozial-demokratischen Vorväter zurückzukehren?
Der Schriftsteller Wolfgang Borchert, der schon 1947 mit 26 Jahren starb, hat ein eindrucksvolles Gedicht zum Krieg geschrieben. Er war selbst im Krieg gegen Russland und hat den Menschen, die in den Trümmern des Zweiten Weltkriegs hausten, aus dem Herzen gesprochen.
Die Kriegsgefahr ist groß und der nächste Krieg wird noch fürchterlicher als der Zweite Weltkrieg. Sehen die Kandidatinnen und Kandidaten für den SPD-Vorsitz das anders?
Über Ihre Antwort freue ich mich sehr.
Mit vorzüglicher Hochachtung
C. J. H.