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Ralf Stegner
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Frage von Olaf F. •

Frage an Ralf Stegner von Olaf F. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Stegner,

zuerst einmal Danke für die Antwort auf meine Frage. Allerdings sind Ihre Antworten für mich nicht befriedigend.

Da mir nur 2000 Zeichen zur Verfügung stehen, möchte ich auf Punkt drei Ihrer Antwort eingehen und einige Fragen stellen. Ich arbeite auch im Bildungssystem des Landes Schleswig Holstein. Auch wenn die Entlassung, der SPD Minister nicht die feine Art war, so finde ich Ihre Äußerung, dass es sich um verdiente Minister handelt, nicht bei Allen zutreffend.

Ich habe mit ansehen müssen, wie Kollegen, weinend oder wütend den Unterricht verlassen haben, ich weiß von Hauptschulklassen, die mit 28 Schülern total überfüllt sind, dass einzelne Schüler ohne Wissen der Eltern in Förderunterrichte gesteckt wurden, nur damit es ruhig in der Klasse war. Sehr geehrter Herr Stegner, es ist schon ein Unterschied, ob die Störungen im Sozial- oder im Leistungsverhalten liegen.

Um allen Schülern in dieser Bildungslandschaft eine Chance zu geben muss sich schnell etwas ändern.

1.Schulsozialarbeit gehört an alle Schulen und braucht Verbindlichkeit, durch Verankerung im Schulgesetz.

2. Hauptschulkurse mit maximal 15 Schülern, in Gymnasial- und Realschulklassen sind 20 Kinder noch eine vertretbare Gruppengröße.

3. Nachmittagsbetreuung, jeder Schüler/Schülerin sollte die Möglichkeit haben, am Nachmittag unter fachkundiger Betreuung die Hausaufgaben anfertigen zu können. Damit haben auch die Schüler eine Chance, die nicht auf die Unterstützung Ihrer Eltern zurückgreifen können.

Das sind drei Punkte die unser Bildungssystem für Schüler, Lehrer und Eltern erträglich machen können.

Wie stehen Sie, bzw. die SPD zu diesen Forderungen?

Auch wenn Sie es nicht gern hören, meiner Meinung nach hat Frau Erdsiek-Rave keine Bildungslandschaft, sondern ein Bildungschaos hinterlassen.
Wie stellen Sie sich in der nächsten Legislaturperiode, mit Ihnen als MP, die Bildungspolitik vor?

Mit freundlichen Grüßen

Olaf Fuhrmann

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Sehr geehrter Herr Fuhrmann,

aus unserer Sicht war die Arbeit unserer vier Regierungsmitglieder sehr erfolgreich; das gilt für Frau Trauernicht und Herrn Hay, für Herrn Döring und für Frau Erdsiek-Rave gleichermaßen. Deshalb halten wir die Art und Weise, wie der Ministerpräsident sie aus dem Kabinett entlassen hat, für stillos; Herr Carstensen hat die Entlassungen ja auch nicht mit unzureichenden Leistungen begründet.

Zur Schulsozialarbeit: Immer mehr Schulen müssen aufgrund von sozialen Veränderungen höhere Integrationsleistungen erbringen; wir wollen deshalb zusammen mit den Kommunen und der Unterstützung des Bundes das Angebot an sozialpädagogischer Arbeit an Schulen ausweiten und uns daran finanziell beteiligen. Wir fordern den Bund auf, insbesondere die Schulsozialarbeit an den Gebundenen Ganztagsschulen finanziell zu unterstützen. Dazu brauchen wir einen „nationalen Bildungspakt“ - soweit unser Wahlprogramm.

Die SPD hat in ihrer Regierungsverantwortung, in der Alleinregierung ebenso wie in der Koalition mit den GRÜNEN und zuletzt in der Koalition mit der CDU, tausende von zusätzlichen Lehrerstellen geschaffen. Dies war über lange Zeit hinweg nötig, als die Schülerzahlen Jahr für Jahr stiegen; wir haben in unserem Wahlprogramm die verbindliche Aussage, dass es zwar künftig nicht mehr möglich sein wird, im bisherigen Umfang neue Stellen zu schaffen, dass aber der Abbau des Stellenkegels in sehr viel geringerem Tempo stattfinden wird, als dies die zurückgehenden Schülerzahlen erlauben.

Die PISA-Studie hat uns deutlich gemacht, dass die Größe der Klassen und Lerngruppen nicht von großem Einfluss auf den Lernerfolg ist (natürlich innerhalb vernünftiger Bandbreiten). Die von Ihnen vorgeschlagenen kleinen Klassen mit 15 bis 20 Schülerinnen und Schülern sind nicht finanzierbar und pädagogisch in vielen Fällen nicht einmal sinnvoll.

Wir wollen die bessere Betreuung und Förderung aller Schülerinnen und Schüler, derer mit besonderen Stärken und derer mit auffallenden Schwächen, zum einen durch längeres gemeinsames Lernen ereichen, zum anderen durch den politisch heute nicht mehr strittigen Umbau unserer Schulen zu Offenen Ganztagsschulen, die sich nach unseren Vorstellungen in längeren Zeitabläufen zu Gebundenen Ganztagsschulen weiterentwickeln sollen. Damit wollen wir den unterschiedlichen Bildungschancen von Kindern entgegenwirken, von denen die einen mittags nach Hause gehen, ein eigenes Arbeitszimmer mit Computer vorfinden, bei Bedarf auf Kosten der Eltern Nachhilfestunden nehmen können und die zu Hause auf andere Weise gefördert werden, und denen, die ohne die Möglichkeit von Förderung durch ihre Eltern in beengten Verhältnissen wohnen, kein eigenes Arbeitszimmer haben, sondern ihre Hausaufgaben, wenn überhaupt, am Küchentisch umgeben von lärmenden Geschwistern erledigen müssen.

Ich kann mich Ihrem Eindruck nicht anschließen, dass wir an unseren Schulen ein Bildungschaos hätten. Die von Frau Erdsiek-Rave auf den Weg gebrachten Reformen sind bundesweit mit großer Aufmerksamkeit verfolgt worden und haben schon Eingang in die Schulgesetzgebung anderer Länder gefunden.

Unsere Schulen befinden sich derzeit in einem Umbruch. So etwas geht nie völlig glatt und störungsfrei ab. Sicher wird in einigen Bereichen nachgesteuert werden müssen; dies hat bei einigen Details bereits stattgefunden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ralf Stegner

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