Frage an Ralf Kauer von Simon B. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Kauer,
die Grünen fordern in ihrem Wahlprogramm: "Wachstum muss weltweit vom Umweltverbrauch entkoppelt werden" (S. 44). Ich verstehe das so, dass die Grünen weiterhin Wirtschaftswachstum in Deutschland wollen, allerdings mit sinkender Umweltbelastung.
Laut Rechnungen des ehemaligen britischen Regierungsberaters und Ökonomen Tim Jackson ist weiteres Wirtschaftswachstum (selbst global) nicht möglich, wenn wir globale Gerechtigkeit und keine Klimakatastrophe wollen. Er sagt: "Das Problem besteht schon darin, dass wir bei weiterem Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum unsere Ressourcenproduktivität um den Faktor 140 steigern müssten, um das 2-Grad-Ziel zu erreichen: 14.000 Prozent bis 2050."
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftswissen/wachstumskritiker-tim-jackson-wohlstand-besteht-nicht-nur-aus-einkommen-1628402.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0
Halten Sie weiteres Wirtschaftswachstum trotzdem für realistisch?
Und warum ist das große Ziel eigentlich weiterhin Wirtschaftswachstum, obwohl uns mehr Konsum doch gar nicht glücklicher macht?
Hallo Herr B.,
meiner festen Überzeugung nach muss Wirtschaft insgesamt neu gedacht und
gelebt werden. Dies fordern die Grünen seit Ihrer Gründung. Daher rührt die
Aussage zur Entkoppelung von Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum, was
ein erster Schritt in diese Richtung wäre. denn realistisch ist es trotz aller
Dringlichkeit, dass wir das Wirtschaftssystem nicht kurzfristig und zudem in
einem Schritt umsteuern können. dies wäre auch dann nicht realistisch, wenn
die Grünen über 50 % der Stimmen und Sitze erhalten würden, da die
Bundesrepublik noch Teil der EU ist.
Im Umkehrschluss bedeutet dies ziemlich sicher, dass ein Umsteuern zu langsam
kommen wird, wenn überhaupt. denn die Mehrheit wählt recht sicher andere
Parteien, die das Wirtschaftswachstum nicht in Frage stellen.
Mit freundlichem Gruß
Ralf Kauer