Ralf Kapschack
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Frage von Peter G. •

Frage an Ralf Kapschack von Peter G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Kapschack,

ich musste leider feststellen, dass Sie am 30.01.2014 nicht dem Antrag der Grünen, den Anbau von Gen-Mais ("Maislinie 1507) nicht zuzulassen, abgelehnt haben. Wie Sie sicher wissen ist eine breite Mehrheit der Bevölkerung eindeutig gegen den Einsatz genveränderten Saatgutes in Deutschland. Mit der Ablehnung des Antrages wurde der Bundesregierung freie Hand bei der bevorstehenden Abstimmung im EU-Ministerrat gegeben.

Mich würde interessieren welche Argumente und Beweggründe Sie zu Ihrem Abstimmungsverhalten veranlasst haben.

Ralf Kapschack
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Gierschner,

entschuldigen Sie bitte die verspätete Antwort auf Ihre Anfrage, allem Anschein nach ist sie in meinem Büro untergegangen.
Die SPD hat eine klare Beschlusslage zum Thema Genmais und lehnt den Anbau deutlich ab. Diese Position wurde auch von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks im Zuge der Debatte um die Maissorte 1507 unterstrichen.
Leider konnten wir unsere Position – trotz Unterstützung der CSU – innerhalb der Bundesregierung nicht durchsetzen, was auch zu einer Enthaltung Deutschlands bei der Abstimmung im Rat der Agrarminister auf EU-Ebene führte.
Am 30. Januar 2014 stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag zum Thema Maissorte 1507, um die Stabilität der Koalition zu testen. Dieser Antrag wurde mit den Stimmen der Koalition abgelehnt. Auch die SPD-Fraktion stimmte aus „Koalitionsräson“ gegen den Antrag. Ich war einer von 71 SPD-Abgeordneten, die ihre ablehnende Haltung gegenüber grüner Gentechnik durch eine persönliche Erklärung, welche ich hier noch einmal anhänge, dokumentierten.
Ich hoffe, dass ich Ihnen mein Abstimmungsverhalten erklären konnte.

Mit freundlichen Grüßen
Ralf Kapschack

Persönliche Erklärung
Als Sozialdemokrat lehne ich den Anbau und Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen ab, da er nicht kontrollierbar ist, ein Verunreinigungsrisiko für Umwelt und gentechnikfreie Lebensmittelwirtschaft darstellt und von der Bevölkerung nicht akzeptiert wird. Viele Bürgerinnen und Bürgern sehen keinen Nutzen, aber viele Nachteile, Unsicherheiten oder gar Gefahren. Die große Mehrheit will genveränderte Pflanzen weder auf dem Acker noch im Essen.

Auch für eine Vielzahl deutscher Unternehmen in der Lebensmittelwirtschaft ist der Verzicht auf den Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen ein Qualitätsmerkmal und existenzieller Wettbewerbsvorteil. Der internationale Markt für gentechnikfreie Lebensmittel aus Europa, an welchem mittlerweile hunderttausende von Arbeitsplätzen hängen, wächst stetig.

Aktuell hat am 16.1.2014 auch das Europäische Parlament mit breiter Mehrheit quer durch alle Fraktionen eine Entschließung gegen grüne Gentechnik und die Zulassung des GVO-Mais 1507 verabschiedet.

Die grüne Gentechnik darf den Menschen nicht aufgezwungen werden. Deshalb haben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten uns immer wieder in Initiativen und Anträgen – z.B. auf dem Parteitag am letzten Wochenende – gegen Zulassung, Anbau und Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen positioniert.

Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten lehnen auch die Zulassung des GVO-Mais 1507 ab. Wenn ich heute den Antrag der Grünen nicht unterstütze, dann tue ich dies aus Gründen der Koalitionsraison. Ich tue dies aber auch im Vertrauen darauf, dass diese Bundesregierung sich an den Koalitionsvertrag hält. Darin wurde vereinbart, die Vorbehalte der Bevölkerung gegenüber der grünen Gentechnik anzuerkennen.

Zwei aktuelle Untersuchungen aus Dezember 2013 und Januar 2014 zeigen erneut die großen Vorbehalte der Bevölkerung gegenüber der grünen Gentechnik: Laut Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (im Auftrag von Greenpeace) lehnen 88 Prozent die grüne Gentechnik ab, und laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts EMNID (im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums) wollen 83 Prozent keine Gentechnik in der Landwirtschaft.

Ich erwarte - und ich vertraue darauf, dass die Bundesregierung die Koalitionsvereinbarung konsequent umsetzt, die Vorbehalte der Bevölkerung anerkennt, und in Brüssel gegen die Zulassung des GVO-Mais 1507 stimmt.