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Frage von Sabine B. •

Frage an Ralf Hauke von Sabine B. bezüglich Raumordnung, Bau- und Wohnungswesen

Sehr geehrter Herr Hauke,

ich habe interessiert Ihren Beitrag gelesen. Einerseits legen Sie breit die Vorteile einer Verlegung der Reichsstraße aus. Auf der anderen Seite kritisieren den selben Umstand. Dies hat mich etwas verwirrt.

Bitte lassen Sie mich hierzu kurz feststellen, dass es sehr viele Wilhelmsburger gibt, die in der Verlegung eine große Chance sehen. Es besteht die Möglichkeit, dass mehr zusammenhängender Raum im Stadtteil entstehen kann, der nicht nur als Wohnraum genutzt wird, sondern auch eine größere verbundene Natur- und/oder Grünfläche schaffen kann. Gerade da nun im Rahmen der IBA und IGS "zugewucherte" Natur bebaut wird, macht es Sinn neue große Grünflächen zu schaffen.

Es würde mich freuen, wenn Sie ihr Argument des Lärmschutzes in Wilhelmsburg nicht polemisch auf die Reichsstraße begrenzen würden. Da fast der ganze Stadtteil von Hafen und Autobahn umgeben ist, wünschen wir Einwohner uns eher ein neues Gesamtkonzept zum Lärmschutz. Hier schaut die Politik bisher eher weg.

So, und nun meine eigentlichen Fragen:
Wenn Sie sich Wilhelmsburg im Jahre 2021 vorstellen. Was glauben, was hat sich bis dahin verändert? Wie sieht der Stadtteil aus? Welche Probleme konnten bearbeitet werden? Welche nicht? Und vor allem, welchen Beitrag konnten Sie als Mitglied der Piratenpartei dazu beitragen?

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Sabine Berg

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Antwort von
PIRATEN

Sehr geehrte Frau Berg,

Sie haben durchaus Recht, auch ich erkenne die stadtentwicklungstechnischen Chancen einer Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße. Der ökologische Nutzen, insbesondere auch was Lärm und Emissionen angeht, erschliesst sich mir aber nicht. Eine "bessere" Reichsstraße zieht unweigerlich als Sekundäreffekt weiteren Verkehr an. Ein Anschluss der Hafenquerspange bedeutete gar eine Steigerung der schon aktuell bedenklichen Lärm- und Emissionsbelastung. Gleichwohl wollen CDU und SPD hieran festhalten und auch die GAL/Frau Hajduk meinte noch vor wenigen Monaten, die Querspange sei "ebenso wichtig".

Wir PIRATEN können diese fatale Entwicklung - immer mehr und/oder breitere Straßen, immer mehr Verkehr - nicht akzeptieren und setzen hier voll auf den öffentlichen Personennahverkehr. Ein kostenloser (barrierefreier) HVV würde zu einer drastischen Reduzierung des PKW-Verkehrs führen, insbesondere der zur Zeit rund 300.000 mit PKW nach Hamburg täglich strömenden Pandler. Dies ersparte uns kostspielige, ökologisch fragwürdige Abenteuer wie die Querspange oder Reichsstraße-Verlegung. Genau jene Mittel könnten zur Finanzierung des HVV beitragen. Eine Entlastung der Strassen bedeutet zwingend weniger Emissionen und Lärm.

Ein zusätzlicher, uns sehr wichtiger Effekt ist, die "Insellagen" dadurch aufzubrechen. Denn die Isolation von Quartieren hat nicht nur geografische Ursachen, wie die Elbe, sondern vor allem auch soziale.

Ich kann auch nicht erkennen, dass die Verlegung die von Ihnen erhoffte und absolut wünschenswerte Schaffung von Natur- und Grünflächen bezweckte. Denn dem Weißbuch der Zukunftskonferenz Wilhelmsburg ist die Forderung zu entnehmen:

"Schon in Vorbereitung auf die IGA wird auch die Wilhelmsburger Reichsstraße an die Westseite der Bahntrasse verschwenkt und mit Lärmschutz versehen. Das schafft Platz für über 1000 hochwertige Wohnungen, attraktive Gewerbeflächen und völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten der Wilhelmsburger Mitte."

Mich stimmt gerade die darin vorzufindende zentrale Forderung nach hochwertigen Wohnungen sehr nachdenklich. Bezahlbarer Wohnraum ist in Hamburg zunehmend Mangelware. Darunter haben nicht nur Rentner, Geringverdiener und Arbeitslose zu leiden - rund die Hälfte aller Hamburger Haushalte haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein. Von 40.000 fehlenden (bezahlbaren) Wohnungen ist die Rede. Gleichzeitig standen in 2010 Büros leer: 1.200.000 qm und in 2011 und 2012 kommen weitere 250.000 qm hinzu - Raum genug für weit mehr als 40.000 Wohnungen. Wir PIRATEN haben hier unseren Schwerpunkt gesetzt, diese Entwicklung umzukehren.

Ich wünsche mir in 10 Jahren ein Wilhelmsburg, das nicht von Verdrängung sondern von einem Miteinander geprägt ist, mit spürbar weniger Lärm und Emissionen, mit spielenden Kindern auf sauberen Grünflächen. Und ich bin mir sicher, dass das Programm der PIRATEN genau dazu beitragen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Ralf Hauke