Frage an Ralf Grünke von Roland B. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Wie stehen Sie zum dreigliedrigen Schulsystem und mit welchen Maßnahmen würden Sie die Misere in allen drei Schulformen beheben? (Stichworte dazu: Hauptschulabschluss ohne Chance, Realschule ohne Zukunft, Gymnasium mit 56 % der Schüler/innen in einem Jahrgang , "verordnete" Inklusion)
Sehr geehrter Herr B.,
für die Misere, die Sie beschreiben, sehe ich keine einfache und schnelle Lösung.
Grundsätzlich halte ich wenig davon, Kinder allesamt in ein System zu zwängen. Ich bin selbst dreifacher Vater. Meine Kinder sind unterschiedliche Lerntypen, jedes hat seine eigene Persönlichkeit. Eine Vielfalt an schulischen Bildungswegen wird der Vielfalt an Kindern und Jugendlichen aus meiner Sicht am besten gerecht. Die ÖDP will das dreigliedrige Schulsystem erhalten.
Damit Absolventen aller Schulzweige wieder eine Chance im Berufsleben haben, benötigen wir eine individuelle Förderung. Derzeit geht es viel zu häufig um Programme und Statistiken, weniger um den Menschen.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Meine drei Kinder wurden allesamt ohne Rücksprache mit dem Elternhaus in ihrer hessischen Grundschule für den Zusatzunterricht Deutsch als Zweitsprache eingeschrieben, weil ihre Mutter keinen Pass hat. Sie sind aber alle in Deutschland aufgewachsen, sind deutsche Staatsbürger und sprechen akzentfrei Deutsch. Jedes Mal war ich bei der Schulleitung und habe diese Maßnahme hinterfragt. Die Schulleitung stand unter Druck von der Schulaufsichtsbehörde, möglichst viele Kinder mit Migrationshintergrund zur Teilnahme an diesem Angebot zu bewegen. Aber warum sollte man deutschen Muttersprachlern mit Zweitsprachendidaktik die Grundbegriffe der deutschen Sprache beibringen? Für sinnvoll halte ich standardisierte Tests, die den individuellen Förderbedarf von Kindern ermitteln, damit darauf eingegangen werden kann. Alle Kinder haben Bedarf an Förderung, nicht nur solche mit Migrationshintergrund.
Wenn wir dann noch Schulen vernünftig mit Raum, Material und Personal ausstatten, bringen diese auch wieder junge Menschen hervor, die sich nicht nur selbst im Berufsleben gut zurechtfinden, sondern dort auch gefragt sind. Das gilt auch für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Inklusion kann Zugehörigkeit, Gemeinsinn, Rücksichtnahme und Toleranz fördern. Sie funktioniert aber nur dann, wenn die notwendigen Voraussetzungen (Personal, Qualifikation, Räumlichkeiten) gegeben sind. Wenn nicht, besteht die Gefahr der Überforderung für alle Beteiligten.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Ralf Grünke