Frage an Rainer Wend von Susanne K. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Dr.Wend,
die SPD wirbt auf Wahlplakaten als Friedenspartei. Ich bin mir sicher PazifistInnen in Deutschland sagen Danke, daß ihnen noch keine Bombe auf den Kopf gefallen ist, aber was sagen die bosnischen, kosovarischen und afghanischen PazifistInnen dazu, daß wie oben beschrieben von der SPD geworben wird? Mit freundlichen Grüßen Susanne Kretschmann
Liebe Frau Kretschmann,
ich bin in den 1960er Jahren über die Friedensbewegung in die SPD gekommen. Von allen deutschen Parteien ist meiner Meinung nach bis heute die SPD die politische Kraft, die am glaubhaftesten für den Frieden eintritt. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat bewiesen, dass er genug Autorität besitzt, sich selbst gegen großen internationalen Druck militärischen Abenteuern zu verweigern.
Obwohl die Herstellung und die Bewahrung des Friedens bis heute eines der wichtigsten Motive für mein politisches Engagement ist, bin ich kein Pazifist. Vielmehr bin ich der Überzeugung, dass der Einsatz von militärischen Mitteln gerechtfertigt ist, wo das zur Sicherung des Friedens und zum Schutz der Menschen unumgänglich ist. Manche Diktatoren, das zeigt gerade auch die deutsche Geschichte, lassen sich von Ultimaten und Friedensappellen wenig beeindrucken.
Im Kosovo bahnte sich 1999 eine humanitäre Katastrophe an. Aus diesem Grund habe ich dem Einsatz deutscher Soldaten im Kosovo zugestimmt, was übrigens ohne Zweifel die bislang schwerste politische Entscheidung in meinem Leben war. Trotzdem halte ich sie auch im Nachhinein für richtig, da durch das militärische Eingreifen einem weiteren Morden und der Vertreibung der Albaner ein Ende gesetzt wurde. Mittlerweile hat der Kosovo wieder eine Perspektive für dauerhaften Frieden und für Demokratie.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Wend