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Frage von Reinhard G. •

Frage an Rainer Wend von Reinhard G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Hallo, Herr Wend.

Gestern bei Anne Will. Sie, wie so viele Ihrer Kollegen machen einen großen Fehler. Zur Begründung der relativ hohen Gehälter erklären Sie stets wieviele Stunden man arbeitet. Dabei kommt es m.E. nicht auf die Stundenzahl an, sondern auf die Verantwortung, die man trägt. Eine schwierige Tätigkeit mit einer hohen Verantwortung soll, ja muß sehr gut bezahlt werden. Wenn es nur nach der Stundenzahl ginge, so müßte man jedem LKW-Fahrer 10.000 Euro zahlen, denn diese sitzen bei langen Fahrten pro Woche 80 Stunden auf dem "Bock". Mir ist jedoch nicht ersichtlich, welche Verantwortung Abgeordnete des Bundestages tragen, besonders die Neuen, die Hinterbänkler. Was sie tun und lassen müssen, sagt ihnen schon der Fraktionsvorsitzende. Und noch etwas; Gehälter an die Bezüge von Bundesrichter koppeln ? Ein totaler Unsinn m.E. Ein Bundesrichter hat studiert und viele Jahre Praxis im Rechtswesen hinter sich. So mancher Abgeordnete oder auch Frau hat niemals Abitur, geschweige denn ein abgeschlossenes Studium. Wollen Sie wirklich einer Abgeordneten, einer ehemals kaufmännischen Angestellten das selbe Gehalt geben, wie einem Bundesrichter mit Universitätsabschluß ? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.

Gruss Reinhard Gold

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Gold,

ich gebe Ihnen Recht, dass die Anzahl der gearbeiteten Stunden nicht das alleinige Kriterium für die Höhe des Gehaltes sein sollte. Die reine Wochenarbeitszeit sagt ja auch wenig über die Qualität der Arbeit aus. Allerdings hinkt der von Ihnen gewählte Vergleich mit einem LKW-Fahrer ein wenig, denn der LKW-Fahrer hat nicht jede Woche eine Arbeitszeit von 80 Stunden, sondern nach einer 80 Stunden Woche auch entsprechend lange frei.

Die vielen eher unbekannten Abgeordnete („Hinterbänkler“) sind für den Parlamentsbetrieb und das Gesetzgebungsverfahren von großer Bedeutung. Ohne die Detailarbeit die oft von den „Hinterbänklern“ gemacht wird, wäre die Vielzahl an Gesetzesentwürfen, Anträgen, Anfragen und Berichten die im Deutschen Bundestag und seinen Ausschüssen auf der Tagesordnung stehen, nicht zu bewältigen. Und die Politik einer Fraktion wird keinesfalls im Alleingang durch den Fraktionsvorsitzenden bestimmt. Vielmehr basiert die Arbeit der Fraktion auf dem demokratischen Mehrheitsprinzip. Das heißt, die Fraktion stimmt über ein Thema ab und anschließend muss auch die unterlegene Minderheit den getroffenen Beschluss vertreten.

Ich halte übrigens gar nichts davon, Menschen allein nach ihrem formellen Bildungsgrad, also nach der Höhe ihres Schul- bzw. Hochschulabschlusses zu beurteilen. Ich habe im Laufe meines bisherigen Lebens eine Vielzahl von Menschen kennengelernt, die keinen Universitätsabschluss hatten und trotzdem weitaus intelligenter sind und bessere Arbeit leisten, als viele Promovierte. Der Orientierungsmaßstab für die Diäten ist außerdem nicht nur das Gehalt der Bundesrichter, sondern auch das Gehalt von Bürgermeistern kleinerer Städte (50.000-100.000 Einwohner). Diese Berufsgruppen wurden gewählt, weil sie - ähnlich wie Abgeordnete - unabhängig entscheiden müssen und eine hohe Verantwortung tragen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Rainer Wend