Portrait von Rainer Stinner
Rainer Stinner
FDP
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Rainer Stinner zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Walter R. •

Frage an Rainer Stinner von Walter R. bezüglich Recht

Sehr geehrter Herr Dr. Stinner,

ich wende mich an Sie aufgrund Ihrer Tätigkeit im Ausschuss Verteidigung. Im Rahmen der Truppenerprobung ist nun seit vielen Jahren das Projekt IDZ im Gange. Ziel ist, den Infanteristen das nötige Handwerkszeug für das Einsatzspektrum auf aktuellen Krisenschauplätzen zu wappnen. Die Erkenntnisse die daraus gezogen wurden / die Ausrüstung die für die Truppe beschafft wurde ist dem gegenüber eher mau. Die Brillen sind nicht für die Tropen geeignet, die Schutzweste zu starr und überholt, das Navipad störanfällig und mit zu schwachen Akkus ausgestattet, etc. Dies ist nun nicht das erste mal, das Ausrüstung am Bedarf vorbei beschafft wird, siehe SPz HS30, der Tragesatz zum Feldanzug 90 (von den Kanadiern übernommen als es selbige bereits wieder ausmusterten), das ASK, um nur 3 Beispiele zu nennen. Diesmal ist es aber das das erste mal, dass dies trotz ausgedehnten Truppenversuches, unter anderem an der Schule Hammelburg, geschieht.

Daher meine Frage: Warum muss die Bundeswehr bei der Beschaffung der Ausrüstung immer einen Sonderweg gehen? Warum können nicht auf dem Markt verfügbare, bewährte Systeme (Beispiel: Schutzweste CIRAS von Eagle Industries) eingeführt/adaptiert werden?
Wäre dies nicht auch aus Sicht der modernen Wirtschaft sinnvoller?

Mit freundlichem Gruß.
Walter Ruf

Portrait von Rainer Stinner
Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Ruf,

vielen Dank für ihre Frage vom 24.01.08.

Auch mir sind die Probleme bei der Einführung des Infanteristen der Zukunft bekannt. Das System IdZ ist ein sehr gutes Beispiel, warum marktverfügbare Systeme nicht gekauft werden konnten: Es gab und gibt weltweit kein vergleichbares System. Das soll nicht heißen, daß das System perfekt ist, aber ein besseres System hat auch die US-Armee nach Entwicklungskosten von mehr als 500 Mio. US-Dollar nicht.

Gleichwohl stimme ich Ihnen jedoch zu, daß die Bundeswehr und die deutsche Industrie in manchen Bereichen das Rad neu erfinden will, anstatt auf die Erfahrungen von Verbündeten zurückzugreifen.

Man sollte sich jedoch nicht nur auf die "Weisheit" unserer Verbündeten verlassen. Vor wenigen Jahren beendeten z.B. Großbritannien die Teilnahme am GTK/ Boxer und plante die Entwicklung und Beschaffung eines leichteren Fahrzeugs (FRES). Aufgrund der Erfahrungen im Irak und Afghanistan sucht die britische Armee nun ein besser geschütztes Fahrzeug. In der engeren Auswahl ist der Boxer. Das heißt wenn man stets den Verbündeten folgen würde kann dies auch in einer Sackgasse enden. Daher ist ein vermeintlicher Sonderweg, zumindest in diesem Fall, der richtige Weg.

Es ist also immer eine Gratwanderung zwischen Erfahrungen der Verbündeten und den eigenen Vorstellungen und Prioritäten.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Stinner