Frage an Rainer Stinner von Christian K. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Stinner!
Zur Zeit wird die UN-Konvention über die Rechte behinderter Menschen diskutiert. Ich selbst war schon mehrfach dazu als Experte geladen. Nun schält sich da die Forderung heraus, behinderte Kinder zusammen mit "normalen" Kindern in der Schule zu unterrichten. Dabei kennt offenbar niemand die Wahrheit, denn, dass ist schon lange der Fall, wenn es die baulichen Umstände zulassen.
Ich selbst, Conterganopfer war auf ganz normalen Schulen, da ich keinen Rollstuhl benötige. Sie sind ja unter anderem Unternehmensberater und können mal nachrechnen, was zum beisppiel der Freistaat Bayern so macht. Wie teuer ist es, behinderte Kinder stundenlang zur nächsten "Spezialschule" zu fahren? Bei einem Fachgespräch meinte eine Mutter, dass man doch für dieses Geld eine Aufzug in die Schule am Wohnort einbauen könnte. Kann es sein, dass die Frau in vielen Fällen Recht hat?
Sieht die Bundesregierung in Sachen Schule Handlungsbedarf oder sieht sie - so wie viele behinderte Menschen auch, dass da in der Diskussion momentan der Wurm drin ist? Wenn in Bayern 9% der Bürger einen Behindertenausweis haben, aber 14% der Studenten, dann brauchen wir uns international aber nicht verstecken ( wenn die Zahlen aus dem Internet richtig sind). Irgendwie stimmt doch was nicht, wenn jemand behauptet, behinderte Kinder würden nicht auf die "Regelschule" gehen. Die bayerische Landesschule für Körperbehinderte zum Beispiel bietet Haupt- und Realschule sowie das Gymnasium an. Das sind Regelschulen!
Ich haben bei Fachgesprächen im Landtag festgestellt, dass die Umbebennung der Sonderschule in Förderschule dazu geführt hat, dass jemand nun glaubt, auch körperbehinderte Kinder gingen auf die Sonderschule, weil die Landesschule für Körperbehinderte eben mal "Förderschule" genannt wurde, aber eben bis zum Abitur führt.
Ich bitte Sie darum, mal nachzufragen, wie es um die Momentane Diskussion steht. Wer hat den un den Überblick?
Sehr geehrter Herr Knabe,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Sie haben Recht, in dem UN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die Deutschland im März 2009 ratifiziert hat, ist eine Forderung die Unterrichtung behinderter Kinder in Regelschulen. Dabei geht es eben nicht nur darum, dass behinderte Kinder einen qualifizierten Schulabschluss erhalten, sondern auch ganz direkt um das Miteinander von Behinderten und Nichtbehinderten. Eigene Förderschulen können dieses Miteinander nicht bieten - auch wenn Sie bis zum Abitur führen.
Die UN-Konvention gilt im Allgemeinen bei einer Quote von 80 Prozent als umgesetzt. In Deutschland liegen wir bei unter 20%. Innerhalb Deutschlands ist Bayern nochmals Schlusslicht, mit einer Quote von 12,5%. Hier besteht also in der Tat noch erheblicher Handlungsbedarf.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Stinner