Frage an Rainer Stinner von Walter R. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Stinner,
ich habe eine kurze, aber für mich wichtige Frage: Warum ist der ESK Mungo nach wie vor im Einsatz bei dt. Truppen im Auslandseinsatz?
Ich musste im Gespräch/Chat mit einem guten Frend feststellen, dass er nach wie vor seine Streifen mit dem ESK Mungo anstelle dem ATF Dingo absolviert. Der Mungo ist weder kugelsicher noch minengeschützt! Erst letztes Jahr starben 4 Soldaten bei einem Anschlag in einem Mungo, während bereits 2 Dingos auf russ. Panzer(!)minen fuhren und die Besatzung dies überlebte! Ich würde es verstehen wenn die Technik noch in den Kinderschuhen stecken würde, aber das ich nicht so! Salopp gesagt ist die Technik mittlerweile alt genug um Kinder gross zu ziehen, wenn Sie mir diese flappsige Bemerkung erlauben. Bereits in den 70ern wurden im Zuge der sog. "Counter Insurgency Operations" der Rhodesian Army minengeschützte Fahrzeuge auf geradzu erschreckend niedrigem Techniklevel bei erstaunlicher hoher Effizienz gebaut. Die gleiche Bauform greift auch das ATF Dingo auf. Trotzdem ist er noch nicht flächendeckend im Einsatz. Erschreckenderweise würde selbst der alte MTW (US M113, welcher sogar luftverladbar wäre) besseren Schutz als der Mungo bieten. Von der US Armee und den Kanadiern wird aktuell der M113 "Gavin" eingesetzt (als Äquivalent zum dt. "Wiesel"), eine mit Keramikplatten und unbemannter Waffenplattform kampfwertgesteigerte Version des MTW. Im Gegensatz zum dt. Wiesel, welcher eine reine Waffenplattform darstellt, kann der "Gavin" eine Schützengruppe aufnehmen UND bietet Schutz bis 7,62mm UND vor Ladungen der RPG7. IIch wage ja nicht zu hoffen, dass der Mungo durch den Marder ersetz wird, aber in deutschen Kasernen stehen nach wie vor M113 MTWs, warum werden diese nicht genutzt? Warum immer noch der Mungo?
Ich hoffen, Sie können etwas Licht ins Dunkel bringen und verbleibe mit freundlcihem Gruß,
Walter Ruf
Sehr geehrter Herr Ruf,
herzlichen Dank für Ihre Frage.
Nach unseren Informationen sind in der Tat noch 22 ESK Mungos in Afghanistan im Einsatz. Diese werden aber - so die Informationen des Verteidigungsministeriums - nur im Nahbereich des Feldlagers Kunduz eingesetzt, nicht aber für Patrouillenfahrten in schwierigerem Gelände. Darüber hinaus sind 4 Fahrzeuge an armenische Kräfte in Afghanistan ausgeliehen worden. Mittelfristig sollen diese aber auch ersetzt werden. Meine Kollegen im Verteidigungsausschuss werden im Auge behalten, dass dies auch geschieht. Allerdings kann es nicht unsere Aufgabe als Politiker sein, Feldherren spielen zu wollen und jede einzelne Ausrüstungsentscheidung einzeln zu treffen. Wir müssen aber in der Gesamtschau sehen, wo etwas falsch läuft und wo wir nachsteuern müssen. Und in dem Zusammenhang teile ich generell die Einschätzung, dass offenbar die Strukturen im Beschaffungswesen der Bundeswehr für die teilweise schnell wechselnden Einsatzerfordernisse nicht flexibel genug sind. Hier erhoffe ich mir konkrete Verbesserungsvorschläge durch die Strukturkommission der Bundeswehr.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Stinner