Frage an Rainer Stinner von Hans Brandl Ottweilerstrasse 1. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Dr. Sinner,
wie ich dem Programm der FDP entnehmen kann , an dem sie ja hoffentlich auch beteiligt waren, setzt sich die FDP massiv für das berühmte Desertec Solarkraftwerksprogramm ein bei dem eine grössere Menge von Solarthermiekraftwerken in der Wüste Sahara aufgestellt werden sollen .
Dieser Entschluss ist durchaus löblich, haben es doch deutsche Photovoltaikexperten bisher nicht geschafft über 12% praktischen Wirkungsgrad hinauszukommen und das trotz ca. 30Mrd. Subventionen die für den Betrieb solcher Anlagen bisher ausgegeben worden (Zahlen aus der Webseite des BMWi) . Der Rückgriff auf die bewährte alte Dampfmaschinentechnologie bei Desertec mit 40% erreichbarem Wirkungsgrad ist da natürlich der grosse Sprung nach vorne,
Wie Sie sicher der Beschreibung der Referenztechnologie des spanischen Solarkraftwerks Anadasol (zb. Wikipedia) entnehmen konnten, wird bei dieser Technik für 50MW Leistung 800.000 m3 Kühlwasser pro Jahr verbraucht!
Auf Desertec hochgerechnet, nur um zB. die deutsche Braunkohle oder gar KKW oder den EEG-Zufallsstrom zu ersetzen, braucht man dann für Desertec ca 50.000.000 m3 (50 Mio.) Kühlwasser , also einen mittleren Fluss!
1) Die FDP und Sie haben natürlich recht, dadurch dass Desertec in der Sahara realisiert wird steht dort lokal Kühlwasser in unbegrenzert Menge zur Verfügung?.
Aber was machen sie mit dem Abwasser? Lassen sie das einfach in den Sand laufen, oder wären sie bereit dieses Abwasser dort an die Bevölkerung zu verkaufen?
Und wer soll dann die Einnahmen daraus bekommen?
2) Natürlich würden FDP-Spezialisten der Thermodynamik sofort eine Möglichkeit finden, solche thermische Kraftwerke ohne Kühlwasser zu betreiben?.zB. Trocken-Kühltürme. Ist so etwas vorgesehen? Könnten Sie uns einen Hinweis auf dieses KnowHow geben, oder wollen sie sich das zuerst patentieren lassen?
3) Wodurch unterscheidet sich eigentlich dann ihre Energiepolitik und vor allem Ihre Energie-Kompetenz von den Grünen ?
Mit freundlichen Grüssen Hans Brandl
Sehr geehrter Herr Brandl,
Wenn ich Sie richtig verstehe, sind Sie der Ansicht, man dürfe über ein Projekt erst dann anfangen nachzudenken, wenn man schon für alle Probleme eine Lösung hat. Diese Ansicht teile ich nicht. Denn dann würde es auf der Welt nie irgendeinen Fortschritt geben.
Ich selber bin weder Techniker noch Naturwissenschaftler. Folglich kann ich die Kühlwasserproblematik auch nicht lösen. Das halte ich allerdings auch nicht für die Aufgabe von Politik.
Ich sehe bei diesem Projekt zwei Aufgaben für die Politik: Zum einen eine Unterstützung der Grundlagenforschung in Bezug auf Stromspeicherung und Stromübertragung. Zum anderen in der Unterstützung der politischen Rahmenbedingungen bei transnationalen Verträgen, etwa die Sicherung von Eigentumsrechten und die Schaffung eines Diskriminierungsfreien Zugangs für Anlagenbetreiber. Genau diese Aspekte sprechen wir auch in unserem Wahlprogramm an, wie Sie ja sicher gelesen haben.
Mein politischer Schwerpunkt im Bundestag ist Außen- und Sicherheitspolitik. Und unter diesen Aspekten sehe ich in der engeren wirtschaftlichen Verzahnung von Nordafrika und Europa riesige Chancen.
Ich glaube, nur durch solche engere Kooperation können wir die Länder Nordafrikas nachhaltig in ihrer Entwicklung fördern und damit auch unsere eigene Sicherheit erhöhen. Wenn der deutsche Staat das sinnvoll unterstützen kann, sollte er das tun.
Das die eigentlichen Investitionen und die Durchführung des Projektes natürlich in privater Hand liegen müssen, halte ich für selbstverständlich. Es kann nicht sein, dass der Staat die damit verbundenen Risiken übernimmt.
Zu Ihrer letzten Frage: Uns Liberale unterscheidet von den Grünen in der Energie-Politik der grundsätzliche Ansatz: Wir wollen ökologisches Verhalten durch entsprechende marktwirschaftliche Instrumente fördern und nicht, wie die Grünen, allein durch staatlichen Dirigismus.
Mit großem Interesse habe ich auch die Süffisanz in Ihrer Frage zur Kenntnis nehmen können. Es freut mich, dass Sie so humorvoll die Sie interessierenden Fragen behandeln. Sie haben daher sicher Verständnis, dass auch ich Ihren Beitrag unter der Kategorie: "Humor und sonstiges" ablege.
Mit freundlichen Grüßen
Rainer Stinner
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