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Frage von Thomas S. •

Frage an Rainer Erdel von Thomas S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Sehr geehrter Herr Erdel,

auf die von H. A. gestellten Fragen antworten Sie, Zitat:

"Wie in anderen Bereichen auch, etwa der Industrie, hat ein technischer Fortschritt stattgefunden, der allerdings keineswegs nur negative Seiten hat. Hygienebedingungen und Arbeitsbedingungen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb haben sich stark verbessert. Zudem schaffen die relativ geringen Kosten für Lebensmittel in der breiten Bevölkerung einen früher ungekannten Wohlstand, weil große Teile des eigenen Einkommens, die früher für die Lebenshaltung aufgewendet werden mussten, nun für andere Güter zur Verfügung stehen."

http://www.abgeordnetenwatch.de/rainer_erdel-575-37548--f369881.html#q369881

Ich finde Sie leugnen die Probleme, die mit diesem "Fortschritt" verbunden sein können.

Frage 1:

Bedingt die heutige landwirtschaftliche Produktionsweise nicht eine Entfremdung zwischen Produzenten und Verbrauchern (siehe Pferdefleischskandal)?

Sie behaupten,
dass "die relativ geringen Kosten für Lebensmittel einen früher ungekannten Wohlstand" schaffen.

Das kann man auch anders sehen:

"Nach der Ernte sind bis zum Teller noch weitere Branchen aus der Wertschöpfungskette Lebensmittel am Niedriglohnsektor beteiligt. Rund die Hälfte der Arbeiter im Schlachtsektor und der Fleischerzeugung bezieht einen Niedriglohn.(...) In der Back- und Teigwarenindustrie arbeiten 56,6 Prozent der Menschen mit einem Niedriglohn. In Gasthöfen liegt der Anteil bei 62,3 Prozent und das Catering versorgt 64,5 Prozent seiner Angestellten mit einem Niedriglohn. Der Einzelhandel mit Nahrungsmitteln kommt auf 68,9 Prozent und Spitzenreiter im Ernährungsgewerbe sind Restaurants und Gaststätten. Dort beziehen 77,3 Prozent einen Niedriglohn."

http://www.herd-und-hof.de/index/cmd/catalogue_details/modul/portal/kernwert/handel/block/catalogue_1/field/2739/show/100/search//

Frage 2:

Gehen "die relativ geringen Kosten für Lebensmittel" nicht auf Kosten der Beschäftigten?

Viele Grüße, Thomas Schüller

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Schüller,

herzlichen Dank für Ihre Nachfrage.
Ich leugne nicht, dass es auch im Bereich der Landwirtschaft Entwicklungen gab und gibt, die ihre Schattenseiten haben. Ich sehe den technischen Fortschritt in der Landwirtschaft aber in der Tat insgesamt gesehen positiv.

Eine Entfremdung zwischen Produzenten und Verbrauchern landwirtschaftlicher Produkte kann ich auch erkennen. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung kennt Landwirtschaft aus eigener Anschauung. Dies führt gerade bei Themen wie Tierhaltung, Düngung oder Pflanzenschutz zu erheblichen Konflikten, die oft aus mangelndem Verständnis vieler Bürger für die praktischen Erfordernisse in der Landwirtschaft und einer skandalisierenden Berichterstattung der Medien resultieren. Es ist daher außerordentlich wichtig, dass auch die Landwirtschaft Offenheit und Transparenz zeigt, um das teilweise verloren gegangene Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen.
Gerade auch die Betrugsvorfälle beim Thema Pferdefleisch zeigen, dass es schwierig ist, komplexe Lieferwege nachzuvollziehen. Dies gilt bereits für die Behörden, noch mehr aber natürlich für den Verbraucher. Die zunehmende Komplexität der Lieferwege von Lebensmitteln ist aber weniger durch die Landwirte als durch den Handel verursacht. Es ist mir daher ein Anliegen, dass der Verbraucher durch transparent ausgezeichnete Regionalprodukte eine Alternative hat. Regionalprodukte sind grundsätzlich geeignet, genau jene Verbindung zwischen Produzenten und Verbrauchern herzustellen, die Sie ganz offenbar vermissen.

Was Ihre zweite Frage angeht, so weise ich darauf hin, dass ein hoher Anteil von „Niedriglöhnen“ stets dort gezahlt wird, wo die Anforderungen an die formale Qualifikation der Beschäftigen vergleichsweise gering ist. Dies ist in einigen Bereichen der Lebensmittelerzeugung der Fall – keineswegs aber generell in allen. Niedriglohn wird für die von Ihnen zitierten Zahlen als Stundenlohn unter 10,36 EUR definiert – das wären etwa 1.800 EUR brutto im Monat. Auch Arbeitslöhne bilden sich letztlich am Markt und hängen von Angebot und Nachfrage nach Arbeitskräften in bestimmten Bereichen ab.

Mit freundlichen Grüßen

Rainer Erdel, MdB