Frage an Pia Imhof-Speckmann von Karin E. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrte Frau Imhof-Speckmann,
an den Volkshochschulen in Berlin arbeiten 600 Dozent/innen arbeitnehmerähnlich, d.h. wir arbeiten hauptberuflich in der Weiterbildung, z.B. in Integrationskursen und Sprachkursen, werden aber über Stundenhonorare bezahlt. Wir arbeiten in permanent unsicheren Arbeitsverhältnissen und ohne grundlegende soziale Absicherung wie z.B. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Mutterschutz u.ä.
Die Honorare sind nicht annähernd hoch genung, um eine private Absicherung bezahlen zu können. Aus diesem Grund streben die Gewerkschaften Verdi und GEW, in denen viele von uns Mitglieder sind, Tarifverträge für arbeitnehmerähnliche Dozent/innen an.
Würden Sie als Abgeordnete unsere Forderung nach einer Verbesserung der prekären Arbeitsverhältnisse (Tarifvertrag,Honorarfortzahlung im Krankheitsfall, Mutterschutz) unterstützen?
Mit freundlichen Grüßen
K. Eickhoff
Sehr geehrte Frau Eickhoff-Vigelahn,
ich danke Ihnen für Ihre Anfrage und freue mich, sie beantworten zu dürfen.
Wie Sie meinem Profil vielleicht entnehmen konnten, bin ich als Gewerkschafterin und als Mitglied eines Betriebsrates aktiv und arbeite bei einem freien Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit. Von daher sind mir die von Ihnen beschriebenen prekären Arbeitsverhältnisse sehr wohl und leider nur allzu gut bekannt. In unserem Betrieb unterstützen wir gerade eine Kampagne gegen Fristverträge - ein ähnliches Ärgernis, wenn auch zumindest in Form eines Arbeitsvertrages. Deshalb kann ich Ihre Frage nur mit einem ganz klaren JA beantworten! Gerade in der Weiterbildungsbranche gibt es Kolleginnen und Kollegen, die mehrere Honorarverträge haben, weit über 40 Stunden in der Woche arbeiten, um sich überhaupt annähernd finanzieren zu können. Sie zahlen ihre Krankenversicherung selbst und erhalten keine Lohnfortzahlung - wie Sie ja auch schreiben - im Krankheitsfall oder während des „Urlaubs“, der ja keiner ist, weil es auch keinen Urlaubsanspruch gibt. Von sozialer Absicherung kann keine Rede sein, Regularien gibt es kaum und die Möglichkeit, von jetzt auf sofort Anstellung zu verlieren, ist immens hoch, da ja auch keine Kündigungsfristen gelten. Solche Arbeitsverhältnisse sind moderne Ausbeutung und die einzige Chance, hier regulierend gegensteuern zu können, sind Tarifverträge oder möglicherweise auch die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen.
Ich wünsche Ihnen und uns allen bei der Durchsetzung Ihres Rechts auf gute Arbeitsbedingungen viel Erfolg und bin an Ihrer (gewerkschaftlichen) Seite!
Solidarische Grüße sendet Ihnen
Pia Imhof-Speckmann