Frage an Philipp Graf von und zu Lerchenfeld von Franz S. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Graf von und zu Lerchenfeld,
ich hätte einige Fragen zur Bildungspolitik der bayrischen CSU.
Warum versucht Bayern das schwerste Schulsystem aufzubauen, wenn jemand in Hessen oder Berlin sein Abitur macht benötigt er den Aufwand oder das Niveau eines guten Hauptschülers oder Realschülers. Die Person aus Hessen studiert und wird Diplom Ing., die Person aus Bayern wird Schreiner oder Industriemechaniker.
Meiner Meinung nach bestraft man sich in Bayern selbst.
Des Weiteren studiert jemand in Bayern, macht seine Prüfung mit einer durchschnittlichen 3, der selbe Aufwand in Hessen eine durchschnittliche 1, gemäß der Bewerbung fliegt der mit der 3 dieser in Bayern mehr Aufwand betreibt automatisch durch das Raster des System Onlinebewerbung aller großen Firmen. Bayern bestraft seine Schüler doppelt also.
Eine weitere Feststellung ist dass wenn man eine Weiterbildung zum Maschinenbautechniker usw. macht wird jemanden an den bayrischen FH´s nichts anerkannt in Hessen usw, werden bestimmte Fächer anerkannt, warum nicht in Bayern?
Sollten Sie trotzdem ein Fernstudium vorhaben, weil jemand einen Arbeitsplatz hat und arbeitet, ist dies in Bayern nicht möglich, also man muss wiederum über andere Institute, z.B. FH Nordhessen studieren, warum entwickelt Bayern sowas nicht?
Deshalb muss ich mich Fragen, alle bayrischen CSU Politiker loben dieses Schulsystem, ich finde man wird nur bestraft und permanent wird jemanden der sich in Bayern weiterbilden will etwas zwischen die Beine gelegt, ich habe diese Erfahrungen gemacht und mache sie noch immer (Weiterbildungen seit 10 Jahren; Maschinenbautechniker, Abitur, Technischer Betriebswirt usw...)
Deshalb würde mich interresieren wie sie zu folgenden oben angeführten Argumenten stehen und was wollen Sie und Ihre Partei gegen diese Misstände machen, aber bitte führen Sie nun nicht die Pisastudie an, dass hier Bayern am Besten ist.
Sehr geehrter Herr Stang,
vielen Dank für die Frage zum bayerischen Schulsystem. Ich darf sie wie folgt beantworten, wobei ich aber doch auf die PISA-Studie verweisen muss, weil darin ein deutlicher Qualitätsbeweis für unser Bildungssystem in Bayern liegt:
Bayern versucht nicht das schwerste Schulsystem aufzubauen. Wie die PISA-Studie zeigt, hat Bayern das beste Schulsystem in Deutschland, das sich auch international gesehen mit der Spitzengruppe und dem PISA-Sieger Finnland messen kann. Ganz anders als andere Länder in Deutschland, die verantwortlich sind für das schlechte Abschneiden Deutschlands in der PISA-Studie. Auch der aktuelle Bildungsmonitor bescheinigt Bayern die höchste Bildungsqualität.
Die hohe Qualität unserer Abschlüsse teilen wir mit den Ländern Baden-Württemberg und dem Freistaat Sachsen, denen es gelungen ist, erhebliche Verbesserungen in der letzten PISA-Studie zu erzielen. Die hohe Qualität unserer Schulbildung ist kein Selbstzweck, sondern sichert die Konkurrenzfähigkeit bayerischer Absolventen. Im Gegensatz zu anderen Ländern genießen bayerische Hauptschüler ein hohes Ansehen, so dass viele Betriebe und insbesondere das Handwerk seinen Nachwuchs zum großen Teil aus der Hauptschule einstellt. Im Anschluss an den M-Zug der Hauptschule ist es in Bayern möglich, die berufliche Oberschule zu besuchen und nach 13 Schuljahren das Abitur zu erwerben. Dabei schneiden bayerische Schüler entgegen Ihrer Vermutung im Durchschnitt nicht schlechter ab, als die Schüler in anderen Ländern. Vielmehr zeigt sich, dass unsere Schüler aufgrund ihrer hohen Qualifikation oft bessere Notendurchschnitte erreichen als die Schüler aus anderen Ländern. Wie die PISA-Studie zeigt, gelingt es in Bayern auch Schüler aus bildungsfernen Schichten zu guten schulischen Leistungen zu führen. Die sog. PISA-Risikogruppe (Jugendliche auf oder unter der niedrigsten Kompetenzstufe) ist in Bayern bundesweit am geringsten. Kinder mit Migrationshintergrund erzielen in Bayern bessere Leistungen als in allen anderen Bundesländern.
Spätestens ín der Berufsausbildung und an der Hochschule zeigt sich, welche Absolventen tatsächlich ihr Handwerkszeug beherrschen und ihre Ausbildung mit Erfolg abschließen können. Nicht umsonst genießen bayerische Abschlüsse und das bayerische Abitur ein so hohes Ansehen. Bei der guten Ausbildung in Schule, Beruf und Studium handelt es sich um einen echten Standortvorteil, der auch dem einzelnen Absolventen zu Gute kommt. Während die Wirtschaft in anderen Ländern über die mangelnde Ausbildungsreife von Absolventen klagt, werden bayerische Bewerber gerne eingestellt. Nicht umsonst haben wir in Bayern mit 2,9 % die niedrigste Jungendarbeitslosenquote, die im Bundesdurchschnitt mit 6,4 % doppelt so hoch ist und in Europa über 10 % beträgt.
Auch andere Länder sind inzwischen darum bemüht, die Qualität ihres Bildungssystems zu verbessern. Die einheitlichen Prüfungen, wie sie in Bayern durchgeführt werden, sind dabei vielen ein Vorbild. Auch andere Länder werden sich der ihrer Verantwortung für die Bildung zum Wohl der Schüler immer mehr bewusst. Die Kultusminister definieren deshalb gemeinsame Standards um sicherzustellen, dass Schüler und ihre Familien bundesweit mobil sein können. Die Länder haben deshalb bereits für die Grundschule wie auch für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Bildungsabschluss einheitliche Bildungsstandards vereinbart. Das Institut der Länder zur Sicherung der Qualität im Bildungswesen entwickelt derzeit Aufgaben, mit denen ab 2009 die Standards in den Ländervergleichen überprüft werden. Für das Abitur gelten die Einheitlichen Prüfungsanforderungen (EPA). Es ist sinnvoll, dass auch für das Abitur einheitliche Standards vereinbart werden. Die Bayerischen Hochschulen haben inzwischen die Möglichkeit, einen Teil ihrer Studenten selbst auszuwählen und dabei neben der Abiturnote auch andere Kriterien zu berücksichtigen bzw. entsprechende Einstellungstests durchzuführen.
Die Anrechnung von Leistungen für ein Hochschulstudium hat einen unmittelbaren wissenschaftlichen Bezug und wird daher im Wesentlichen von den Hochschulen als Ausfluss ihrer Forschungs- und Lehrfreiheit selbst entschieden. Gleiches gilt für die Angebote im Rahmen eines Fernstudiums. Der Scherpunkt des virtuellen Lehrangebots in Bayern liegt zugegebenermaßen nicht in Fernstudiengängen, sondern in bestimmten Modulen von Präsenzstudiengängen, die "am heimischen PC" absolviert werden können. Hier haben wir uns mit unserer vhb (Virtuelle Hochschule Bayern) gut positioniert.
Bei der hohen Qualität unserer Bildung handelt es sich nicht um einen Missstand, sondern vielmehr um einen ganz klaren Vorteil. Mit unserem Schulsystem bieten wir unseren Schülern hervorragende Bildungschancen. Lassen Sie mich abschließend feststellen, dass ich selbst in meiner Position als Niederlassungsleiter einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bei Bewerbern deutlich unterschieden habe, wo diese ihre Ausbildung gemacht haben. Wir haben immer besonders gerne Bewerber aus bayerischen Hochschulen zu Gesprächen eingeladen, weil wir wussten, dass diese eine hervorragende Ausbildung gemacht haben, wenn sie auch manchmal nicht so gute Zeugnisse vorweisen konnten wie Bewerber aus anderen Bundesländern.
Ich hoffe, Ihre Frage ausgiebig beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Graf Lerchenfeld