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Petra Sitte
DIE LINKE
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Frage von Norbert S. •

Soziale Gerechtigkeit Die Linke will eine ausbeutungsfreie Gesellschaft, welche sie demokrat. Sozialismus nennt. Haben sie eine Begriffsdefinition von Ausbeutung und von deren Größen für Deutschl.?

Es gibt bisher von Seiten der Linken keine Begriffsdefinition von Ausbeutung und auch keine Aufstellung wie viel Ausbeutung es gibt.
Wie will die Linke zur einer ausbeutungsfreien Gesellschaft bzw. politischen Mehrheiten dafür kommen, wenn sie den Menschen nicht erklären kann, was sie davon haben bzw. was es konkret für Deutschland bedeutet?
Wie viel Geld geht den Menschen verloren, welche Arbeits- und Lebenszeit müssen die Menschen dafür aufwenden? Wie hoch ist der Resourcenverbrauch dafür?
Wieso kommt in Wahlprogrammen von Kommunal-, Landtags- und Bundestagswahlen die Begriffe Ausbeutung und Umverteilung nicht vor, obwohl dies ja in jedem Dorf, in jeder Stadt, in jeden Landkreis und in jeden Bundesland tagtäglich stattfindet?

Wie ist ihre Einschätzung dazu?
Für mich sind z.B. „leistungslose Einkommen“ Ausbeutung, weil der erzielte Gewinn/Reichtumszuwachs ohne persönliches Risiko bzw. eigene Arbeit entsteht.
Monopolgewinne/Ausbeutung z.B. d. Immobilien- und Bodenspekulation u.v.a.

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage, die ich Ihnen gerne beantworten möchte.

Eine einzelne, allgemeingültige Begriffsdefinition was Ausbeutung ist, wird es wohl nicht geben, auch unter Linken nicht. Dafür sind Lebensrealitäten, Vorstellungen wie man das eigenen Leben gestalten möchte und die Voraussetzungen dafür zu unterschiedlich. Als Partei kann man dafür einen groben Rahmen stecken, was der Begriff insgesamt umfassen soll, aber der wird dann von allen individuell ausgefüllt. Wenn man es grob mit Marx sagen wollen würde, ist Ausbeutung die Aneignung fremder Arbeit für den eigenen Profit.

Was für uns Ausbeutung ist, sind deshalb z.B. Löhne von denen man nicht oder nur schlecht leben kann und später dadurch auch keine Rente erhält von der das möglich ist. Ausbeutung sind aber auch Arbeitsbedingungen und Umstände die unwürdig sind, ob das nun z.B. in der Fleischverarbeitung, bei Transportunternehmen oder in der Pflege bzw. in Krankenhäusern ist. Sie sehen, alleine hier gibt es ein sehr weites Feld an Situationen in denen Menschen von Ausbeutung betroffen sein können, in unterschiedlichen Ausmaßen. Dabei geht es aber nicht nur um die Arbeitswelt, sondern auch um Dinge wie gesellschaftliche Anerkennung und gerechte Verteilung von Care-Arbeit, Freiwilligendienste (in denen sich viele Menschen ebenfalls selbst ausbeuten) usw.

Das hat etwas mit dem konkreten Leben der Menschen zu tun, aber grundlegend vor allem mit unserer Wirtschaftsweise, die einer besitzenden Klasse Profite zuschustert, die andere erarbeiten, das zu beenden ist unser grundlegendes Anliegen und wird von uns mit dem Begriff des demokratischen Sozialismus beschrieben, hin zu einer Wirtschaft von den Menschen für die Menschen und nicht für einen „share-holder“.

Was Menschen konkret von unserer Politik erwarten können schreiben wir immer wieder nieder, erklären es in Gesprächen und versuchen natürlich Wählerinnen und Wähler zu überzeugen. Zum Beispiel im Bereich Arbeit: https://www.die-linke.de/themen/arbeit/.

Das sind zum Beispiel sehr konkrete Sachen, die den Menschen nutzen. Zu anderen Themen findet man aber natürlich auch viel, bzw. gehen wir mit unseren Themen auch offensiv auf die Menschen zu.

Insofern geht nach unseren Konzepten den „einfachen“ Menschen kein Geld verloren, weil wir das vorhandene gerechter verteilen wollen, eben wie Sie sagen, „leistungsloses“ Einkommen stärker bzw. überhaupt besteuern. Das man auf Aktien- und Unternehmensgewinne weniger Steuern zahlt als auf Arbeitseinkommen ist eine riesige Frechheit, gleiches gilt für Großvermieter etc. pp.. Eine entsprechende Umverteilung würde dann auch eine kürzere Arbeitszeit für die Menschen bedeuten können und damit bessere Lebensbedingungen/weniger Ausbeutung.

Wie wir mit unseren Ressourcen umgehen ist ein Skandal und ebenfalls eine Folge unserer kapitalistischen Wirtschafsweise. Tausende Autos die produziert, aber nie gefahren werden sind da ja nur ein Beispiel. Hier müssen wir endlich zu einem sinnvolleren, ressourcenschonenderen System kommen, in dem nicht Profit im Mittelpunkt steht, sondern die Wünsche der Menschen. Ein System, das auf billig billig und Marktverdrängung durch Massenproduktion für die Tonne aufgebaut ist, kann langfristig nur kaputtgehen.

In unserem Bundestagswahlprogramm kommt das Wort Ausbeutung übrigens siebenmal vor, Umverteilung fünfmal und in unseren Materialien steht beides im Mittelpunkt. Wenn das für Sie interessant ist, schauen sie doch mal bei unserer aktuellen Kampagne „Umsteuern“ vorbei: https://www.die-linke.de/mitmachen/kampagnen/umsteuern/

 

Mit freundlichen Grüßen

Petra Sitte

 

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