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Petra Sitte
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Frage von Janina B. •

Frage an Petra Sitte von Janina B. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Sitte,

besonders zurzeit kursieren lauter Falschmeldungen und Verschwörungstheorien im Internet, die die Existenz des Covid-19-Virus infrage stellen (und anderer wirklich haarstreubender Unsinn). Oft steht dies in Verbindung mit antisemitischen und/oder rasstistischen Populist*innen. Als Mitglied des Ausschusses für Technikfolgenabschätzung möchte ich Sie fragen, welche Möglichkeiten Sie sehen, die Flut von Fake News und Hetze im Internet zu bekämpfen?

Mit freundlichen Grüßen
Janina Bauer

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Sehr geehrte Frau B.,

Vielen Dank für Ihre Frage.

Das Problem der Desinformation im Internet beschäftigt uns schon seit einiger Zeit. Auch mich beunruhigen die Falschinformationen, die in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie im Umlauf sind, besonders, denn sie können im Resultat Menschenleben gefährden. Traurigerweise haben wir die Erfahrung machen müssen, dass für rassistische und antisemitische Hetze das Gleiche gilt.

Was die Bekämpfung angeht, muss man leider feststellen, dass es wohl keine einfache Antwort gibt. Sicher ist es richtig, die großen Plattformen mit ihren algorithmischen gesteuerten Empfehlungs- oder Filtersystemen in die Verantwortung zu nehmen. Aber welche Einflüsse auf die Meinungsbildung dort wie eine Rolle spielen - was etwa unter dem Begriff "Filterblase" diskutiert wird - ist wissenschaftlich hochumstritten und es gibt noch viel Erkenntnisbedarf. Ein wichtiger erster Schritt wäre es, hier seitens der Plattformen umfassende Transparenz und Zugang für die wissenschaftliche Forschung einzufordern. Wenn Empfehlungsalgorithmen Radikalisierungstendenzen befördern, muss daran Regulierung ansetzen können. Auch das Verbreiten klar illegaler Inhalte muss mit entsprechenden Ressourcen bekämpft werden, ohne Entscheidungen über Recht und Unrecht an die Plattformen auszulagern.

Auf der anderen Seite wissen wir auch bei aktuellen Falschinformationen, dass sie sich zu einem großen Teil semi-öffentlich, etwa über geschlossene Messengergruppen verbreiten. Dort wird es schwer, medienpolitisch regulierend einzugreifen. Letztendlich müssen wir die Bekämpfung von Desinformation auch als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstehen. Dazu gehören beispielsweise ein Augenmerk auf Medienkompetenz in der Bildung, ein starker unabhängiger Journalismus, wie wir ihn auch durch das System der öffentlich-rechtlichen Anstalten unterstützen, und gute Wissenschaftskommunikation.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Sitte

 

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