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Petra Sitte
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Frage von Ludwig K. •

Frage an Petra Sitte von Ludwig K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrte Fr. Dr.Sitte,

was sollte man an dem Bildungssystem ändern, damit jeder einen gleichen Zugang zur Bildung hat und man nicht von der Schule bis zum Studium ständig überfordert wird, weil man entweder schlecht ausgebildete Lehrer oder ein viel zu volles Studienprogramm hat?

Mit freundlichen Grüßen aus Halle
Ludwig Koch

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Koch,

Bildungsreform heißt für mich, dass Lehrformen und -inhalte modernisiert und die Rahmenbedingungen im Bildungswesen verbessert werden. Die Strukturen unserer Schulen, aber auch unserer Hochschulen stammen im Kern aus Kaisers Zeiten. Und die Neuerungen der marktliberalen Ära, vom "Turbo-Abitur" bis zur Bologna-Reform, haben die Zustände zumeist eher verschlechtert als verbessert. Zukunftweisende Bildungsreformen, wie sie DIE LINKE. durchsetzen will, basieren auf guter Ausstattung der Bildungseinrichtungen. Wir wollen 7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes für öffentliche Bildungsausgaben aufwenden, das wären beim derzeitigen Stand des BIP zusätzlich etwa 77 Millarden Euro.

Der Zugang zu Bildung muss geöffnet werden. Kein OECD-Land hat ein so sozial selektives Bildungssystem wie Deutschland. Viele Einzelmaßnahmen sind dazu notwendig: an erster Stelle der Ausbau von qualitativ guten KiTa-Angeboten sowie die Einführung der Gemeinschaftsschule. Jedes Kind, egal ob arm oder reich, muss so gut wie möglich gefördert und begleitet werden. Die jetzige frühe Trennung auf die verschiedenen Schultypen legt die Kinder bereits im Alter von zehn Jahren für den ganzen Lebensweg fest. Die Gemeinschaftsschule hingegen bietet für alle Kinder bestmögliche Teilhabe an Bildung.

Zu unserem Konzept für die Gemeinschaftsschule gehört auch, dass die von Ihnen angesprochene Lehrerausbildung besser auf die soziale und kulturelle Vielfalt in Schulklassen eingerichtet wird. Lehrer sind nicht nur Wissensvermittler, sondern müssen auf jedes Kind eingehen können.

Sie fragten nach der Überforderungssituation in Studienprogrammen. Diese resultiert derzeit vor allem aus einer falschen Umsetzung der so genannten "Bologna"-Reformen in Deutschland. Vielerorts wurden die Lehrpläne nicht entschlackt, sondern im Gegenteil auf eine kürzere Zeitspanne zusammgepresst und mit hoher Prüfungsdichte versehen. Dies führt zur Dauerüberforderung vieler Studierender, die etwa mit dem Bildungsstreik im Frühjahr auf diese Probleme aufmerksam gemacht haben. DIE LINKE im Bundestag und auch ich persönlich haben uns für eine alternative Umsetzung des Bolognaprozesses eingesetzt. Die Wahlfreiheit im Studium muss erweitert und ein echtes Teilzeitstudium ermöglicht werden. Wie Sie sicher wissen, müssen die meisten Studierenden neben dem Studium arbeiten.

Zudem setzen wir uns für eine gebührenfreie Bildung von der KiTa bis zur Hochschule ein. Ohne Gebührenfreiheit kann es keinen sozial gerechten Zugang zu Bildung geben.
Da ich diese Themen in der Antwort auf Ihre Frage nur anreißen kann, möchte ich gern auf unsere Internetseite http://www.die-linke.de hinweisen, auf der Sie sowohl unser Wahlprogramm als auch detaillierte Positionspapiere zu den Themen Bildung und Wissenschaft finden können.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Petra Sitte

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