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Petra Rode-Bosse
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Frage von Martin F. •

Frage an Petra Rode-Bosse von Martin F. bezüglich Recht

Guten Tag Frau Rode-Bosse,

wir erleben einen unglaublichen Bevölkerungswachstum in Afrika und Arabien. Laut der UN wird sich die dortige Bevölkerung bis 2050 verdoppeln. Wie wollen Sie zukünftige Einwanderungswellen zurückdrängen bzw. stoppen?²

Insbesondere, da die aktuelle Elite bei der aktuellen Einwanderungswelle vollkommen versagt hat.

² http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/menschen-wirtschaft/bevoelkerungsentwicklung-die-grosse-migrationswelle-kommt-noch-14376333.html
³ https://www.welt.de/politik/ausland/article131157709/2050-muss-Afrika-zwei-Milliarden-ernaehren.html

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Hoch,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage.

Das von Ihnen angesprochene Bevölkerungswachstum ist nicht von der Hand zu weisen: Wir werden bis 2050 eine starke Zunahme der Bevölkerung in Afrika sehen. Dabei geht aus den Artikeln, die Sie angeführt haben, hervor, dass sich die Experten nicht einig sind, welche Folgen das für Deutschland und die EU haben wird, da es derzeit zu viele Unbekannte in dieser Berechnung gibt. Fakt ist: Ob wir eine wachsende junge Schicht in Afrika haben, die über Flucht nachdenkt, liegt auch in unseren Händen und ist keine feststehende Tatsache.

Die Ursache des Bevölkerungswachstums ist zunächst überwiegend positiver Aspekte geschuldet. Es wird u.a. möglich gemacht durch enorme Fortschritte im Bereich der Medizin, der Infrastruktur und der Bildung. Die Sterblichkeitsrate von Säuglingen ist in den letzten Jahrzehnten drastisch gesunken, weniger Menschen sterben an heilbaren Krankheiten, den Müttern und Familien steht mehr Information zur Verfügung und durch die bessere Organisation und Infrastruktur kann medizinische Hilfe gezielt eingesetzt werden. Zeitgleich kriegen die Menschen dadurch im Schnitt weniger Kinder, da auch der Zugang zu Verhütungsmitteln vereinfacht wurde, was eine gezielte Familienplanung überhaupt erst möglich macht. Alles in allem also positive Nachrichten.

Doch die Lebenssituation ist in vielen Ländern südlich der Sahara alles andere als einfach. Es sind Umstände in den Ländern selbst, wie Perspektivlosigkeit und die anhaltenden Krisen und Kriege, die Menschen in die Flucht treiben. Kein Mensch flüchtet gerne aus seinem Heimatland! Dementsprechend müssen wir unsere Bemühungen darauf konzentrieren, unseren Partnern in Afrika auf Augenhöhe zu begegnen, und Hilfestellungen zu geben, um eine nachhaltige Wirtschaft aufzubauen. Junge, gut ausgebildete Menschen werden ihr Land nicht freiwillig verlassen, wenn sie dort für sich selbst eine Zukunft sehen.

Wir müssen uns folgerichtig auf die positiven Entwicklungen konzentrieren, indem wir als Partner für die afrikanischen aber auch arabischen Länder auftreten. Jugendarbeitslosigkeit muss bekämpft und den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive geboten werden. Dann kommt es auch nicht zu den befürchteten Verteilungskämpfen, die in Krisen und Kriegen münden können. Gibt es weniger Krisen und Kriege, fällt damit neben der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit, der zweite Hauptfluchtgrund weg.

Davon abgesehen möchte ich noch kurz auf die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland hinweisen. Schaut man sich hier die Zahlen des statistischen Bundesamtes für 2050 an, wird die Bevölkerung in Deutschland auf 69 bis 74 Millionen Menschen sinken. Wirft man dann noch einen Blick auf die Altersverteilung, wird schnell klar, dass es weit weniger Menschen im erwerbstätigen Alter geben wird. Das hätte eine schrumpfende wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in Deutschland zur Folge. Die deutsche Gesellschaft wird sich deshalb in Zukunft vor allem sehr intensiv mit dem Problem des Bevölkerungsrückgangs auseinander setzen müssen. Im Zuge dieser Diskussion werden wir auch über eine gezielte Einwanderungspolitik nachdenken müssen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Petra Rode-Bosse, MdB