Wie stehen Sie zu den Plänen des Bundesfinanzministers im Haushaltsentwurf, die finanziellen Mittel in den Freiwilligendiensten zu kürzen?
Sehr geehrter Herr L.,
vielen Dank für Ihre Frage. Die geplanten Kürzungen der Bundesregierung für Jugendverbände und Freiwilligendienste sind für mich nicht nachvollziehbar und bereiten mir große Besorgnis. Trotz erfolgreicher Petition und bundesweiter Proteste wird im Entwurf des Bundeshaushalts 2024 weiter an Kürzungen von bis zu 35% festgehalten - mit drastischen Folgen für soziale und ökologische Einrichtungen. Die vorgesehenen Kürzungen könnten dazu führen, dass jeder dritte Freiwilligenplatz gestrichen wird.
Ein Drittel der freiwilligen Helfer*innen wird den ohnehin unter Personalmangel leidenden Kitas, Schulen, Horten, Kliniken, Pflegeeinrichtungen und Jugendclubs entzogen. Dies geschieht, obwohl Bundes- und Landesregierung gleichzeitig die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements betonen. Politiker*innen der SPD und der Union erwägen sogar die Einführung eines Pflichtdienstes, den wir von der LINKEN entschieden ablehnen. Es gilt, Arbeits-, Ausbildungs- und Vergütungsbedingungen zu verbessern, anstatt junge Menschen und Bezieher*innen von Sozialleistungen als billige Arbeitskräfte zu nutzen. Die Angebote freiwilliger und gemeinwohlorientierter Arbeit sollten für Menschen aller Altersgruppen, die sich über ihre Ausbildung und Erwerbsarbeit hinaus engagieren möchten, attraktiver gestaltet und ausgeweitet werden.
Die geplanten Kürzungen bedeuten weniger Bildungsangebote und Betreuungsmöglichkeiten für junge Menschen. Es ist ein Zeichen mangelnder Wertschätzung für die Bedürfnisse dieser Menschen, die sich gerade in diesen Zeiten nach Orientierung, Gemeinschaft und positiven Perspektiven sehnen. Insbesondere die Jugendverbandsarbeit und Freiwilligendienste bieten jungen Menschen nicht nur die Möglichkeit zur Selbstverwirklichung, sondern auch zur aktiven Mitgestaltung ihrer eigenen Zukunft.
Für mich ist klar: Die Förderung junger Menschen und des gesellschaftlichen Zusammenhalts darf nicht durch die Sparpolitik eingeschränkt werden. Es ist von entscheidender Bedeutung, Initiativen wie Freiwilligendienste und Jugendverbände zu stärken, um junge Menschen in ihren Ideen, Wünschen und Freiheiten nachhaltig zu fördern.
Eine Übersicht meiner parlamentarischen Arbeit finden Sie unter www.petra-pau.eu.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau