Werden sie sich für die Betroffenen von Long Covid helfen, nicht einfach die bereitgestellten Gelder für Corona ersatzlos streichen?
Sehr geehrte Frau Pau,
seit April 2021 leide ich , wie 2 Millionen an CFS/Long Covid. In ganz Berlin gilt es nicht einen Arzt!!! Die Charite in Berlin hat nur Kapazitäten für die Diagnostik, auf den Termin habe ich ein dreiviertel Jahr gewartet... danach wurde ich und 2 Mill. in Deutschland allein gelassen. Es wäre sehr sinnvoll, die Gelder zu nutzen für die Ausbildung der Ärzte, für Kompitenszentren und Forschungen
Mit freundlichen Grüßen
Birgitt K.
Sehr geehrte Frau K.
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich stimme Ihnen zu, dass bisher deutlich zu wenig für Betroffene von CFS/Long COVID getan wird und auch die Aufklärungslage zur Krankheit sich mehr als dürftig gestaltet. Seit Anfang August letzten Jahres setze ich mich daher aktiv für die Unterstützung von CFS/Long-COVID-Betroffenen ein und versuche mit meinen Möglichkeiten, mehr Aufmerksamkeit für die Betroffenen und die Krankheit als solche zu erzielen.
Unserer Fraktion ist das große Problem bewusst, dass es für die vielen Betroffenen keine ursächliche Therapie gibt. Nicht nur für die erfolgreiche Behandlung dieser Krankheit wäre es hilfreich, wenn mehr nichtkommerzielle Forschung vom Bund gefördert würde. Daher war es erfreulich und ein positiver Schritt, dass die Ampel sich in der aktuellen Haushaltsplanung auf mehr Fördergeld für die Long-COVID-Forschung im Jahr 2024 geeinigt hat. Die geplanten 100 Millionen Euro sind jedoch nicht genug. Wir fordern seit vielen Jahren in den Haushaltsberatungen des Bundes, die Förderung der nichtkommerziellen Pharma- und Methodenforschung mit 2 Mrd. Euro jährlich zu unterstützen. Es bleibt abzuwarten, was nun passiert.
Dies wäre deshalb so wichtig, weil die konventionelle kommerzielle Forschung offenbar nicht in der Lage ist, ausreichende Ergebnisse zu liefern. In besonderem Maße gilt das gerade auch für ME/CFS und Long COVID. Unsere Änderungsanträge werden allerdings regelmäßig in den Haushaltsberatungen von der jeweiligen Regierungsmehrheit weggestimmt.
Des Weiteren haben wir in den vergangenen zwei Jahren gefordert, mehr Geld für Forschungsmittel und die Behandlung von ME/CFS und Long-COVID bereitzustellen, sowie Hilfen für Long-COVID-Betroffene aus einem Pandemiefonds zu finanzieren. Auch diese Anträge wurden bislang jedoch nicht ausreichend von den anderen Fraktionen unterstützt oder schlicht abgelehnt.
Sollte das in Entwicklung befindliche Medikament von Berlin Cures, BC007, die erhoffte Wirkung zeigen und erfolgreich zugelassen werden, werden wir uns dafür engagieren, dass es ebenfalls bei ME/CFS-Betroffenen eingesetzt werden kann, auch wenn dies nicht die Zulassungsindikation ist.
Wir begrüßen sehr, dass es nun die Nationale Klinische Studiengruppe Post-COVID-Syndrom und ME/CFS gibt und dass der Bund hierfür Forschungsgelder bewilligt hat. Wir werden uns darum bemühen, dass eine ausreichende Finanzierung auch über den bisherigen Genehmigungszeitraum hinaus bewilligt wird. Ich sichere Ihnen zu, dass ich mich persönlich und gemeinsam mit meiner Fraktion weiter dafür einsetzen werde, dass die Forderungen der bereits im letzten Jahr im Bundestag präsentierten Petition von ME/CFS-Erkrankten umgesetzt werden.
Wir fordern einen Paradigmenwechsel und den Einstieg in eine staatliche Gesundheitsforschung, die pharmazeutische und auch nichtpharmazeutische Therapieoptionen in den Blick nimmt und die geistigen Eigentumsrechte in öffentlicher Hand behält.
Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute. Zu Ihren allgemeineren Fragen Long COVID betreffend möchte ich auf den Antrag der LINKEN "Auf sich verändernden Pandemieverlauf vorbereiten – Maßnahmenplan vorlegen" (https://www.linksfraktion.de/parlament/parlamentarische-initiativen/detail/auf-sich-veraendernden-pandemieverlauf-im-winter-vorbereiten-massnahmenplan-vorlegen/) verweisen, in dem wir weitreichende Unterstützung für Long COVID-Erkrankte fordern.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Pau