Frau Pau, wir benötigen bundesweit dringend mehr Erzieher:innen, für Kindergärten und insbesondere für Krippen, die teilweise noch gar nicht gebaut sind. Wie kann man Fachpersonal schneller ausbilden?

Sehr geehrter Herr. O.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Die Deckung des Personalbedarfs kann in erster Linie nicht durch eine verkürzte Ausbildungsdauer erreicht werden. Das Hauptaugenmerk muss auf der Schaffung besserer Arbeitsbedingungen und besserer Bezahlung liegen. Das gilt nicht nur für die Ausübung nach dem Berufsabschluss, sondern bereits für die Ausbildungszeit.
Denn folgendes legt ein Bericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend dar: “Von den ernsthaften Interessenten haben sich 12% gegen die Ausbildung entschieden, weil diese nicht vergütet wurde” und “fast 25% der Nachwuchskräfte verlassen nach den ersten fünf Jahren das Arbeitsfeld Kita ganz”.
Deswegen müssen wir Anreize bieten, damit Menschen die Ausbildung aufnehmen und Voraussetzungen schaffen, damit sie in dem Berufsfeld aktiv bleiben können und auch wollen.

Den Bericht können Sie hier einsehen: https://www.bmfsfj.de/resource/blob/131404/18d38040fe0b1661dc0550d1db189349/fachkraefteoffensive-erzieherinnen-erieher-giffey-data.pdf

In Berlin und meinem Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf haben sich beispielsweise die Fraktionen von DIE LINKE dafür eingesetzt, dass Erzieher*innen besser entlohnt und unterstützt werden. Mit Erfolg: „Insgesamt 239 Mio. Euro hat das Land Berlin zusammen mit dem Bund vereinbart, um die Qualität der Arbeit in den Kitas zu verbessern und die Vergütung der Erzieher*innen zu erhöhen. Des Weiteren erhalten Erzieher*innen in sozial belasteten Stadtteilen ab Sommer 2021 eine „Brennpunktzulage“.
Hier ist alles im Detail nachzulesen: https://www.linksfraktion-marzahn-hellersdorf.de/fileadmin/marz-hell/Linksfraktion/Bilanz_2021/LMH_2021_04_Bilanz_A5.pdf

Um den Personalbedarf zu decken, muss auch der Quereinstieg von Personen aus verwandten Berufsgruppen erleichtert werden.

Wir wollen außerdem den Betreuungsschlüssel verbessern. Dafür wird selbstverständlich mehr Personal gebraucht, schafft aber bessere Arbeitsbedingungen und stärkt somit die Attraktivität des Berufsfeldes. Von einem besseren Betreuungsschlüssel profitieren die Kinder ebenso.

Zusätzlich kann die Dauer der Ausbildung bereits jetzt unter bestimmten Voraussetzungen um 6 oder 12 Monate verkürzt werden, sodass weitere Optionen zur Verkürzung der Ausbildungsdauer nicht die entscheidenden Mittel sind, um den Personalmangel bei Aufrechterhaltung der Ausbildungsqualität zu bekämpfen.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Pau