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Petra Pau
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Frage von Knut S. •

Finden Sie die olympischen Spiele in China / die WM in Katar richtig bzw. unterstützen Sie diese?

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Sehr geehrter Herr S.,

internationale sportliche Großereignisse sollen vom Grundgedanken her der Völkerverständigung dienen. Menschen aus verschiedenen Ländern sollen sich treffen, austauschen, sich sportlich messen. Doch werfen Gigantonomie, intransparente Vergaben, mindestens fragwürdige Arbeitsbedingungen auf Baustellen, Menschenrechtsverletzungen, aber auch Dopingfälle immer wieder dunkle Schatten.

DIE LINKE. hat die Vergabe der Fußball-WM an Katar von Beginn an scharf kritisiert. Seit Jahren weisen Menschenrechtsorganisationen auf die unwürdigen Arbeitsbedingungen hin, unter denen tausende Arbeitsmigranten die Infrastruktur für das Spektakel errichten: kaum Rechte, kaum Arbeitsschutz, Leben unter entwürdigenden Bedingungen, niedrigste Bezahlung, wenn überhaupt. Das sind Bedingungen von Sklaven- bzw. Zwangsarbeit. Aber die FIFA schaut weg. Amnesty International hat die Arbeitsbedingungen auf Katars Fußball-WM-Baustellen scharf kritisiert. Arbeitsmigranten würden massiv ausgebeutet. Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft war von Anfang an ein schwerer Fehler, nicht nur wegen der politischen, klimatischen und sportfachlichen Rahmenbedingungen, sondern auch wegen der ökologischen Auswirkungen. Zudem gibt es inzwischen keine ernstzunehmenden Zweifel mehr, dass die WM-Vergabe an Katar ohne Korruption innerhalb der FIFA und gigantische Schmiergeldzahlungen niemals erfolgt wäre. DIE LINKE. hat frühzeitig eine Neuvergabe gefordert.

Für die Olympischen Spiele in China muss selbstverständlich die gleiche Messlatte angelegt werden. Sie muss für alle ausrichtenden Staaten gelten und diese Voraussetzungen müssen bereits bei der Vergabe zwingend beachtet werden.

Es gibt jedoch eine Außenpolitik und Diplomatie abseits sportlicher Großereignisse. Es ist scheinheilig, zuerst fragwürdige Vergabeentscheidungen zu treffen und diese selbst bei schwersten Menschenrechtsverletzungen nicht rückgängig zu machen, dann aber einen politischen Boykott der Spiele auszurufen. Damit wird weder den drangsalierten Menschen noch der Umwelt geholfen - und die Sportlerinnen und Sportler, die viel Lebenskraft und -zeit in ihre Olympiateilnahme gesteckt haben, geraten in die Situation sich rechtfertigen zu müssen. Ich würde mir wünschen, dass Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße in den entsprechenden Staaten nicht nur zu Olympia oder zur WM angeprangert würden.

Mit freundlichen Grüßen,

Petra Pau

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