Frage an Petra Pau von Benno K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrte Frau Pau,
am 11. April teilten Sie in einer Pressemitteilung zum bevorstehenden Volksentscheid über die Einführung eines Wahlpflichtfachs Religion mit:
"Insbesondere Repräsentanten der katholischen Kirche vermitteln den Eindruck, sie seien auf dem Kriegspfad. Angriff statt Aufklärung, alles oder nichts, ´Pro Reli´ attackiert und eskaliert, dabei ist Ostern und alle Herzen hoffen. Zur Erinnerung: Am 26. April geht es im Land Berlin um eine Volksabstimmung, nicht um die Neuauflage der Kreuzzüge."
Ich kann diese Bewertung nicht nachvollziehen und bitte deshalb um Aufklärung, welche "Repräsentanten der katholischen Kirche" sich mit Äußerungen zu Wort gemeldet haben, die auf eine "Neuauflage der Kreuzzüge" schließen lassen können. Um wen handelt es sich und was haben diese Leute genau gesagt?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen
Benno Kirsch
Sehr geehrter Benno Kirsch,
die „Berliner Abendschau“, die Nachrichtensendung des rbb für Berlin, brachte am Wochenende einen Beitrag zum bevorstehenden Berliner Volksentscheid. Darin ging es um die Frage, was die beiden Initiativen – „Pro Reli“ und „Pro Ethik“ - mit ihrer jeweiligen Werbung vermitteln und was davon bei den Berlinerinnen und Berlinern ankommt. Das gesendete Urteil war vernichtend. Ich verstehe das, auch aus zahlreichen Diskussionen mit vielen Leuten.
Worum es aus meiner Sicht wirklich geht, habe ich bereits in einer „Aktuellen Notiz“ vom 29. September 2008 auf meiner Web-Seite veröffentlicht, siehe http://www.petrapau.de/person/lesbar/080929_an_proreli-proethik.htm . Auch damals hatte ich bereits kritisiert, dass „Pro Reli“ mit großen Worten, wie „Freiheit“, Nebelkerzen zündet, die vom Kern des Volksentscheides ablenken, anstatt die Berlinerinnen und Berliner sachlich einzubeziehen.
Was hat Rot-Rot in Berlin getan? Die Landesregierung hat den Kirchen nichts genommen. Sie hat vor drei Jahren lediglich ein neues Unterrichtsfach „Ethik“ eingeführt. Nun schimpft Erzbischof Robert Zollitsch plötzlich, das sei eine „staatlich verordnete Lehre von Ethik“, je nach aktuellen politischen Mehrheitsverhältnissen. Und Bischof Walter Mixa warnt vor einem „staatlich verordnetem Atheismus“, der gottlose Regime mit Massenmorden hervorbringe.
Aber auch Bischof Wolfgang Huber wandelt auf Kriegspfad. Ein Zitat von ihm: „Bei der Parlamentsdebatte um die Einführung des Ethikunterrichts hieß es vonseiten der Linkspartei, Ziel sei auch, Schülerinnen und Schüler von ihrer Herkunftsreligion zu entfernen.“ Die Debatte im Abgeordnetenhaus können Sie nachlesen. Es gibt keine entsprechende Äußerung. Ich füge hinzu. Es gibt auch keine derartige Absicht. Was Bischof Huber verkündet, ist schlicht unwahr.
Warum behauptet er es dennoch? Warum wird eifrig suggeriert, DIE LINKE, die SPD und das Bündnis „Pro Ethik“ führten einen Anti-Kirchen-Kampf? Es stimmt einfach nicht und trotzdem wird es als Argument für „Pro Reli“ ins Feld geführt. Ich habe mehrfach öffentlich gemahnt, das 8. Gebot nicht länger zu brechen. Demokratie lebt von Transparenz, Lügen bewirken das Gegenteil. Die genannten Bischöfe disqualifizieren sich und damit leider auch „ihre“ Kirchen.
Ich bedaure das doppelt. Zum einen, weil es die Kontroverse „Pro Reli“ kontra „Pro Ethik“ nicht erhellt, sondern verdunkelt. Zum zweiten, weil es ein Leben nach der Volksabstimmung gibt. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen der christlichen Soziallehre und linker Politik. Man sollte das mögliche Miteinander daher nicht leichtfertig veruntreuen. Schließlich: Es gibt – Gott sei Dank - viele Berliner Christinnen und Christen, die sich für „Pro Ethik“ engagieren.
Sie werden verstehen, wenn ich die Chance Ihrer Frage nutze, um eine klare Empfehlung für die Berliner Volksabstimmung am 26. April 2009 zu geben. „Pro Ethik“ will verbinden. „Pro Reli“ will trennen. Das ist des Pudels Kern. Da nun die Volksabstimmung am 26. April um Zuspruch für „Pro Reli“ wirbt, lautet meine Rat natürlich: Mitmachen und mit Nein stimmen. Denn es geht um bessere Bildung für alle. Dafür wirbt DIE LINKE. Dafür werbe ich!
Mit solidarischen Grüßen
Petra Pau