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Petra Pau
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Frage von Silke S. •

Frage an Petra Pau von Silke S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrte Frau Pau,

ich möchte Sie nicht explizit zum " Fall Edathy" befragen, damit ich eine Antwort bekomme...

Warum ist es Ihrer Meinung nach üblich, dass Staatsanwälte oder andere Justizielle mit Politiker über Fälle sprechen, zu denen sie m.E. schweigen müssten? Was ist mit den Persönlichkeitsrechten und was ist mit der Gewaltenteilung?

Wenn ein Abgeordneter freiwillig sein Amt niederlegt, dann bekommt er Übergangsgeld für eine bestimmte Zeit.
So auch in diesem Fall, wie man anhand dieses Berichts sehen kann:
http://www.bild.de/politik/inland/sebastian-edathy/politiker-fordern-streichung-seiner-bezuege-34740972.bild.html

Finden Sie es in Ordnung, dass kleine Arbeiter und Politiker also unterschiedlich behandelt werden?

Als ich bei einer großen vielfach als dreckig und arbeitnehmerunfreundlich usw. bezeichneten Fastfood-Kette meinen Job hinwarf, bekam ich erstmal eine dreimonatige Sperre. Und das obwohl ich m.E. einem Psycho-Terror ausgesetzt war.
Alles was mir geblieben ist, ist der Gang zum Sozialgericht- doch diese sind überlastet und ich warte noch immer auf einen Termin.
Ist es in Ordnung, dass man zuerst sanktioniert und dann irgendwann ggf. vor dem Arbeitsgericht/ Sozialgericht verhandelt? Ist das keine Rechtsverdrehung im Sozial-und Arbeitsrecht?

Meines Erachtens sind zu wenig einfache Leute und zu viele Juristen in der Politik, von daher sind solche Regelungen m.E. nicht verwunderlich.
Wie wollen Sie das ändern?

Mit freundlichen Grüßen

Silke Sorbello

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Sehr geehrte Frau Sorbello,

Sie wollten mich ausdrücklich nicht zum „Fall Edathy“ befragen, tun es aber doch. Deshalb dazu nur so viel: Es gibt etliche Ungereimtheiten, einige haben auch sie benannt. Deshalb fordert die Opposition im Bundestag einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der sich damit befassen soll.

Nun zu ihrer persönlichen Frage: Für Abgeordnete gelten Übergangsgelder. Sie sollen helfen, ihre politische Unabhängigkeit zu wahren. Anderenfalls, so die Annahme, könnten sich Abgeordnete schon während ihrer aktiven Parlamentszeit prophylaktisch in finanzielle Abhängigkeiten begeben und wären mithin nicht mehr frei, in ihren politischen Entscheidungen.

Diese sachliche Erklärung ändert nichts an der Ungerechtigkeit, die Sie erleben und die ich aus vielen ähnlichen Beispielen aus meinem Wahlkreis kenne. Nun kenne ich ihren Fall nicht konkret. Aber Fakt ist, dass im Sozialrecht vieles im Argen liegt. Die Überlastung der Sozialgerichte ist dafür ein klarer Beleg. Sie führt zu Zusatzunrecht, denn sie wird obendrein auf Ihren Schultern abgeladen.

Ein erster Schritt dagegen wäre, die Sozialgerichte endlich personell besser auszustatten. Das wäre aber nicht mehr, als ein Pflaster auf das eigentliche Übel zu kleben, und das ist das Sozialrecht selbst. Nun bin ich Innen- und keine Sozial- oder Rechtspolitikerin. Aber ich weiß, wie unsere Expertinnen mit ihren Vorschlägen bei anderen Fraktionen immer wieder gegen Windmühlen rennen.

Das klassische Beispiel ist „Hartz IV“. Unsere Warnung, „Hartz IV“ ist Armut per Gesetz, hat sich inzwischen millionenfach bestätigt, und zudem zu einem rasanten Anstieg von Klagen vor Gericht geführt.

Ich weiß, diese Antwort wird Sie nicht befriedigen, weil sie Ihnen nicht konkret helfen kann. Das bedauere ich.

Mit solidarischen Grüßen

Petra Pau

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