Werden Sie dafür sorgen, dass es dringend nötige neue Professorenstellen für ME/CFS oder Postinfektiöse Erkrankungen im Forschungsland BW schnellstmöglich gibt?
ME/CFS ist eine häufige und trotzdem über Jahrzehnte extrem vernachlässigte Erkrankung. Derzeit gibt es deutschlandweit lediglich und lange unverändert eine einzige Expertin für ME/CFS an der Charite Berlin für Erwachsene und eine einzige Expertin für ME/CFS an der TU München für Kinder und Jugendliche. Es gibt also im Jahr 2024 immer noch nur zwei ME/CFS-Experten in und für ganz Deutschland. BW hat weiterhin keinerlei ME/CFS-Experten. Dies ist völlig unangemessen und zeigt den großen Nachholbedarf der Politik. Neue gezielte Professorenstellen wären eine sehr wichtige Unterstützung zur besonders relevanten Erforschung von ME/CFS und ähnlichen postinfektiösen Erkrankungen sowie der vielen Erkrankten und deren Angehörigen in BW und auch deutschlandweit und würde dem oft und zu Recht herausgestellten Forschungsland BW gut anstehen. Was kann und wird das reiche Bundesland BW dazu beitragen, dass die Zahl von echten Experten für ME/CFS jetzt angemessen und dauerhaft erhöht wird?
Sehr geehrter Herr A.,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht.
Eine verstärkte Forschung zu ME/CFS sowie die Verbesserung und Förderung von spezifischen Versorgungsstrukturen für die erkrankten Menschen sind uns wichtige Anliegen.
Grundsätzlich ist es so, dass das Land Baden-Württemberg die Universitätsklinika mit einer guten Grundfinanzierung ausstattet, sodass Forschung und Versorgung dort auf einem sehr hohen Niveau stattfinden können.
Hinzu kommen Drittmittelprojekte und spezifische Fördermittel, auch durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung oder durch die EU-Kommission, die immer wieder Impulse in die Forschung geben. Das gilt auch für ME/CFS.
Einige Stichworte zu Professorenstellen in Baden-Württemberg: An allen Standorten der medizinischen Forschung in Baden-Württemberg findet sich bereits vielfältige Expertise zur Erforschung von ME/CFS, unter anderem mehrere Professuren mit einem Schwerpunkt im Bereich der Neuroimmunologie. Zudem können nach Einschätzung des Wissenschaftsministeriums Multisystemerkrankungen nur interdisziplinär erforscht werden. Die dafür notwendige Expertise kann nicht von einer einzelnen Professur abgedeckt werden. Entsprechend sind an den vom Wissenschaftsministerium geförderten Projekten zur Erforschung von Long-COVID Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den verschiedensten Fachbereichen – unter anderem Infektiologie, Virologie, Hepatologie, Epidemiologie, Neurologie, Neuroimmunologie, Kardiologie, Sport- und Rehabilitationsmedizin, Arbeitsmedizin und Psychiatrie – beteiligt.
Grundsätzlich hält sich das Land an die Hochschulautonomie und die Wissenschaftsfreiheit und macht daher keine Vorgaben für die Einrichtung bestimmter Professuren. Die Ausschreibung von Professuren und die Festlegung ihrer fachlichen Zuschreibung obliegt den Fakultäten an den Hochschulen. Im Einzelfall kann das Land die finanzielle Unterstützung bestimmter Professuren prüfen.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Olschowski MdL