Sehr geehrte Frau Olschowski, was tun Sie persönlich, um Menschen mit ME/CFS in BW und deutschlandweit Hoffnung zu geben? und: werden Sie sich für Mittel für Forschung und Versorgung einsetzen?
Deutschlandweit mind 500.000 Menschen mit ME/CFS- auf Baden- Württemberg gerechnet wären das 60.000. ohne Versorgung, ohne Ambulanzen, ohne ausreichend biomedizinische Grundlagen- und Therapieforschung. Werden Sie sich in den Haushaltsverhandlungen für den Doppelhaushalt 2025/26 für ausreichend und angemessene Summen für ME/CFS Versorgung und Forschung einsetzen? hat die Regierungskoalition das Thema ausreichend auf dem Schirm?
Sehr geehrte Frau B.,
herzlichen Dank für Ihre Nachricht.
Die Verbesserung und Förderung von spezifischen Versorgungsstrukturen für an ME/CFS erkrankten Menschen sowie eine verstärkte Forschung zu diesem Erkrankungsbild sind uns wichtige Anliegen. Wir sehen, wie diese schreckliche Erkrankung Menschen aus ihrem aktiven und sozialen Leben reißt und was für Herausforderungen - auch Widerstände - Betroffene und auch deren Angehörige häufig meistern müssen. Das wollen wir ändern. Erste Schritte wurden bereits unternommen.
Auf Vorschlag der Landtagsfraktion der Grünen gab es im Juni 2022 eine interfraktionelle Anhörung zu ME/CFS im Sozialausschuss. Dies war der Startschuss, um Veränderungen anzustoßen. Ein erster gemeinsamer Antrag der demokratischen Fraktionen im Landtag wurde eingereicht, um zu eruieren, welche Maßnahmen zu ME/CFS im Land bereits eingeleitet wurden. Derzeit befindet sich die grüne Landtagsfraktion in Gesprächen und prüft, wie spezifische ME/CFS Versorgungsstrukturen gestärkt werden können. Durch Landesmittel wurde das Versorgungsprojekt Move-Covid gestartet, um ein Versorgungsnetzwerk in Baden-Württemberg, aber auch eine patientinnen- und patientennahe Forschung zu Long-COVID und ME/CFS aufzubauen (www.move-covid.de). Des Weiteren hat Baden-Württemberg im Rahmen seines Vorsitzes der bundesweiten Gesundheitsministerkonferenz das Thema „Verbesserung der ME/CFS Versorgungsstrukturen“ auf die dortige Tagesordnung gesetzt.
Einige Stichworte auch zur Forschungsförderung zu ME/CFS: Grundsätzlich ist es so, dass die Bundesländer für die Grundfinanzierung nachhaltiger Forschungsstrukturen zuständig sind und die Fördermittelvergabe für spezifische Forschungsprojekte durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung oder durch die EU-Kommission erfolgen. Aufgrund der Ausnahmesituation der COVID-19-Pandemie hat das Land Baden-Württemberg aber die Forschung zu Long-Covid mit 17 Millionen Euro gefördert und steht somit im Bundesländervergleich an erster Stelle, was die Höhe der Forschungsgelder in diesem Bereich angeht. Im Forschungsdesgin der epidemiologischen Studien – vor allem bei EPILOC – werden die Kanadischen Kriterien für die Diagnose von ME/CFS angewendet. Aktuell läuft die Endauswertung der erhobenen Daten (Phase 2 EPILOC). Seit Mitte 2023 bis Ende 2024 unterstützt das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst BW das EPILOC-Konsortium mit zusätzlich rund 1,3 Mio. €. Dabei geht es darum, dem Beitrag von anhaltenden Stoffwechselveränderungen und von genetischen Veranlagungen auf die Entwicklung eines Post-COVID-Syndroms auf den Grund zu gehen – besonderer Fokus liegt hier auf ME/CFS. Die im Rahmen dieser EPILOC-Studie gewonnen Erkenntnisse werden daher auch zu einem besseren Verständnis der Pathomechanismen von ME/CFS beitragen. Klar ist auch, dass wir weitere Forschung (sowohl zu COVID-assoziierter und nicht-COVID-assoziierter ME/CFS) für ein besseres Verständnis für ME/CFS brauchen. Daher habe ich mich als Ministerin für Wissenschaft und Forschung in einem Brief an Frau Bundesministerin Stark-Watzinger gewandt, um für weitere Forschungsgelder für ME/CFS zu werben. Wir sind sehr froh darüber, dass der Bund Ende 2023 umfangreiche Forschungsmittel für Post-Covid und ME/CFS angekündigt hat.
Sehr geehrte Frau Bessy, wir sehen den dringenden Handlungsbedarf, und ich versichere Ihnen, dass wir uns weiterhin für eine verbesserte Forschung und Versorgungslandschaft für an ME/CFS erkrankte Personen einsetzen.
Ich wünsche Ihnen und Ihren an ME/CFS erkrankten Angehörigen von Herzen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Petra Olschowski MdL