Frage an Petra Köpping von Armin K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Köpping,
bei den folgenden beiden Fragen interessiert mich Ihre persönliche Meinung und nicht die der übergeordneten Instanzen Ihrer Partei.
1. Was glauben Sie, weshalb die AfD insbesondere in Sachsen einen so großen Zulauf hat?
2. Wie gehen Sie um mit Vertretern der AfD: Lehenen Sie die Zusammenarbeit mit dieser Partei ab, suchen Sie das Gespräch oder ...?
Mit freundlichen Grüßen und vielen Dank für Ihre Mühe
A. K.
1.) Einerseits hatten rechtsextreme Parteien, die heute kaum noch eine Rolle spielen, wie z.B. die NPD, in Sachsen mit die höchsten Wahlergebnisse im Bundesvergleich. Ein großer Anteil derer hat in der AfD eine neue politische Heimat gefunden. Dies erklärt jedoch nur einen Teil der AfD-Ergebnisse und -prognosen in Sachsen. Natürlich sind nicht alle Wählerinnen und Wähler der AfD rechtsextrem eingestellt! Jedoch haben es kulturkonservative bis offen menschenverachtende politische Meinungen durch das gesellschaftlich geschaffene Klima in Sachsen einfacher anschlussfähig zu sein als anderswo. Ich bin der Meinung, dass besonders die Strukturbrüche nach der Wiedervereinigung, die mangelnde Anerkennung der Lebensleistung vieler Ostdeutscher sowie die gefühlte Distanz zwischen politischen Entscheidungsträgern und den Bürgerinnen und Bürgern nach verschiedenen Verwaltungsreformen auf der kommunalen Ebene, das Phänomen der AfD-Wahl "aus Protest" erklären können. Ich gebe mir größte Mühe "von Mensch zu Mensch" zuzuhören und die Sächsinnen und Sachsen selbst erklären zu lassen, was sie in ihrer gegenwärtigen Lage stört. Oftmals hörte ich so in der Vergangenheit die Erzählung von nicht anerkannten Rentenanwartschaften während der DDR-Zeit, Identitäts- und Berufsbrüchen, einer Zunahme des Individualismus sowie seit den 2000ern von soziale Abstiegsängsten - obwohl die finanzielle Situation persönlich noch nie besser war. Dies habe ich u.a. in meinem Buch "Integriert doch erstmal uns" versucht zu verarbeiten. Laden Sie sich gern eine Leseprobe meines Buches unter: http://www.petra-koepping.de/index.php/landtagswahl/downloads herunter. Die Nachwendezeit muss bundesweit ehrlich aufgearbeitet werden um viele Ostdeutsche mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen. Schauen Sie sich dafür gern auf meiner Website, z.B. unter http://www.petra-koepping.de/index.php/nachwendezeit um.
2.) Mit Vertreterinnen und Vertretern der AfD gehe ich professionell um. Ich suche im Rahmen des parlamentarischen Verfahren das Gespräch und diskutiere auch auf Podien mit AfD-Repräsentaten, solange diese sich nicht volksverhetzend und im Rahmen des Grundgesetzes artikulieren. Eine Regierungsbeteiligung mit der AfD schließe ich jedoch kategorisch aus. Ich bin davon überzeugt, dass eine soziale, fortschrittliche und nachhaltige Politik mit dieser Partei nicht zu machen ist. Stattdessen biete ich lieber das Gespräch mit AfD-Anhängern und Wählern an, um zu verstehen, was sie zu dieser Entscheidung bewogen hat.