Frage an Peter Weiß von Bernd K. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrter Herr Weiß,
mit Interesse habe Ich heute Ihre Aussagen gegenüber der Presse über das Thema "Arbeit-Hartz 4-Qualifizierung" gehört und gesehen.
Darf Ich konstatieren, dass offensichtlich bei Ihnen das Wissen um Arbeitsmarkt und Beschäftigungsverhältnisse, um es höflich auszudrücken, sehr theoretisch vorhanden ist!
Oder können Sie mir die Frage beantworten, wie ein Arbeitnehmer der zwischen Hartz 4 und Lohnsklaverei hin und her pendelt, wie durch ein Wunder, plötzlich die Qualifikation für ein echtes Arbeitsverhältnis erhalten soll?
Wie soll so ein Arbeitnehmer der einen Zyklus nach dem anderen zwischen Lohnsklaverei und Hartz 4 die Anforderungen
(Alter, Qualifikation, Berufserfahrung, nicht zu viele Stellenwechsel ... das berühmte Beispiel: Wir erwarten abgeschlossenes Studium, mindestens 5 Jahre Berufserfahrung in mindestens 5 verschiedenen Betrieben, davon 2 mit internationaler Erfahrung aber max. nur 2 Stellenwechsel ... und sie dürfen nicht Älter als 23 sein)
für ein menschenwürdiges und richtiges Arbeitsverhältnis erfüllen?
Die Antwort würde mich wirklich brennend Interessieren!
Mir freundlichen Grüßen
Bernd Kasperidus
Sehr geehrter Herr Kasparius,
haben Sie Dank für Ihre Mail. Leider wurden am 29.12.2011 in der Tagesschau-Sendung um 20 Uhr meine Ausführungen verkürzt dargestellt. So wurden einige Sätze aus dem Kontext gerissen, in den ich sie gestellt hatte.
Es stimmt, dass die Zahl kurzfristiger Beschäftigungsverhältnisse steigt. Immer wieder habe ich betont, dass das unbefristete Arbeitsverhältnis mit tariflich vereinbarter Entlohnung die Regel sein muss. Befristete Arbeitsverhältnisse und Zeitarbeit sind Elemente der Flexibilisierung, sollten aber die Ausnahme bleiben. Die Förderung eines stabilen Arbeitsmarktes ist zentrales Element der Union.
Dennoch ist zu bemerken, dass die Chancen auf einen unbefristeten oder zumindest längerfristigen Arbeitsplatz steigen, wenn Zeiten der Arbeitslosigkeit durch zumindest kurzfristige Arbeitsverhältnisse durchbrochen werden. Damit mehr Menschen in langfristige Arbeitsverhältnisse gelangen, hat die christlich-liberale Regierung jüngst die Maßnahmen der Arbeitsförderung und Eingliederung reformiert. Künftig haben die Agenturen für Arbeit und Jobcenter mehr Flexibilität und Entscheidungsspielraum. Sie können besser auf die Situation der Arbeitssuchenden angepasste Maßnahmen anbieten.
Diesen Umstand hatte ich auch im TV-Interview vom 29.12.2011 erläutert. In der Tagesthemen-Sendung wird dies deutlich. Gerne verweise ich Sie auf den Mittschnitt in der ADR-Mediathek unter http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video1035870.html
Ferner möchte ich noch anmerken, dass in der Medienberichterstattung nur eine Seite des Arbeitsmarktes betrachtet wurde. Das Zugangsrisiko aus Beschäftigung direkt in die Grundsicherung zu rutschen ist zwar vergleichsweise hoch. Doch auch die Abgangswahrscheinlichkeit ist höher. So finden immer mehr Personen aus der Arbeitslosigkeit und dem Bezug von Arbeitslosengeld II (Hartz IV) heraus und können einem regulären Arbeitsverhältnis nachgehen.