Frage an Peter-Stefan Siller von Oliver F. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Siller,
da Sie im Auswärtigen Amt unter anderem für Kulturpolitik zuständig sind möchte ich Sie gerne fragen, wie Sie sich in diesem Schwerpunkt als Abgeordneter im Bundestag für Ihren Wahlkreis einsetzen können.
Wie zum Beispiel stehen Sie zur Förderung der zeitgenössischen Kunst und insbesondere der Neuen Musik, die ja gerade in Stuttgart eine große Tradition hat und gegenwärtig mit zahlreichen Kürzungen der Förderungen konfontiert ist?
Zum Beispiel wurden Zuschüsse der Baden-Württembergischen Landesregierung für Kompositionsaufträge vor einem Jahr komplett gestrichen. Diese waren eine wesentliche Förderung für die Entstehung neuer Werke, die nun wegfällt. Ebenso bedrohen Kürzungen Konzertreihen und Festivals mit Neuer Musik.
Können Sie sich vorstellen, sich in diesem Punkt für Ihren Wahlkreis und Deutschland insgesamt einzusetzen? Was können Sie dafür tun?
mit freundlichem Gruß,
Oliver Frick
Lieber Oliver Frick,
gerne beantworte ich Ihre Frage zur Kulturpolik. Für mich ist es essentiell, dass die kulturellen Räume - auch unter dem Druck der Ökonomie - verteidigt und ausgebaut werden. Kunst, gerade zeitgenössische Kunst, ist als Ort des NICHT-Zweckhaften eine entscheidende Irritation für die Gesellschaft, auch für die Politik.
Ich unterstütze deshalb eine starke und vielfältige Kulturszene. Ich will ihre Freiräume verteidigen und ihre Rolle im öffentlichen Raum stärken. Freie Kulturzentren und Opernhaus, Film und bildende Künste, Theater und Literaturhaus sind uns allesamt wichtig. Sie tragen zur ästhetischen und ethischen Orientierung unserer Gesellschaft bei. Kultur und Kunst – insbesondere zeitgenössische Kulturinstitutionen und Kunstformen – sind gesellschaftlicher Impuls und Lebenselixier. Deshalb halte ich die Streichungen durch die baden-württembergischen Landesregierung für grundfalsch.
Kultur ist aber auch Bedingung für die demokratische Gesellschaft und zentrale Dimension eines selbstbestimmten Lebens. Deshalb muss sie auch da gefördert werden, wo sie sich nicht unmittelbar »rechnet«. Ich wehre mich gegen die politische Reduzierung von Kultur auf einen rein ökonomischen Standortfaktor. Ich kämpfe für die Freiheit der Kultur und der Künste, auch jenseits des Mainstreams.In großen Städten wie auch auf dem Land sind öffentliche Kulturräume massiv bedroht – in vielen Dörfern schließen Jugendhäuser und Kinos, in Städten werden Kulturinitiativen von Shopping Malls verdrängt.
Ich setze mich für eine lebendige Kultur in den Städten und Gemeinden ein. Der zunehmenden Verödung der Innenstädte setzen wir eine Idee einer Stadtkultur entgegen, die auf Vielfalt und Begegnung setzt. Dörfer dürfen nicht zu Zonen der kulturellen Ödnis werden. Gerade dort gibt es viele Menschen, die Musik machen oder Theater spielen. Gerade junge Menschen brauchen öffentliche Orte der Kreativität und des Austausches. Die Erhaltung und Schaffung der kulturellen Infrastruktur aus Jugendzentren, Ateliers, Proberäumen, Stadttheatern, Aufführungs- und Ausstellungsorten ist deshalb Ziel unserer Politik – ob nun in staatlicher Trägerschaft oder durch die Förderung privater, selbst organisierter Initiative. Um dies zu gewährleisten, setzen wir uns für die finanzielle Stärkung der Kommunen bei der Wahrnehmung ihrer Kulturaufgaben ebenso ein wie für die Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements im Kulturbereich.
Künstlerinnen und Künstler in Deutschland brauchen angemessene steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen. Ihre soziale Lage muss verbessert und künstlerischer Nachwuchs vielfältig gefördert werden. Bei der Einführung der Bürgerversicherung wollen wir die Lebens- und Erwerbssituation von Mitgliedern der Künstlersozialkasse unterstützen.
Dafür will ich mich auch Zukunft mit aller Kraft einsetzen.
Mit herzlichen Grüßen,
Peter Siller