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Frage von Olaf B. •

Frage an Peter Ritter von Olaf B. bezüglich Gesundheit

Lieber Herr Ritter,
Zeitungsberichten zufolge will ihre Partei alle Drogen legalisieren. Finden Sie diese Forderung vor dem Hintergrund von Tausenden von Drogenabhängigen nicht menschenverachtend?

Olaf Böttger
Mitglied einer Selbsthilfegruppe

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Antwort von
DIE LINKE

Lieber Olaf Böttger,

Ihre Frage gibt mir Gelegenheit, eine - von BILD ins Spiel gebrachte - Ente zu rupfen.

Derartige Meldungen, die behaupten, die Linkspartei.PDS wäre für die Legalisierung aller Drogen (BILD vom 12.8.05), sind schlicht und ergreifend falsch. Wie Sie beispielsweise im Spiegel vom 9.8.05 nachlesen können, wollte die Jugendorganisation in Sachsen mit der Forderung nach Legalisierung aller Drogen auf Wahlkampftour gehen, wurde aber vom Landesverband gestoppt und kritisiert, genau so wie vom Parteivorstand.

Die Linkspartei.PDS tritt jedoch für eine Entkriminalisierung weicher Drogen, wie beispielsweise Cannabis, ein. Cannabisprodukte sollten nach unserer Auffassung legal und an Personen über 16 Jahre frei verkäuflich sein. Abgabestellen und Beipackzettel sollen dabei über mögliche Risiken informieren.

Die Linkspartei.PDS in M-V hat sich übrigens bereits im Juni 1997 auf einem Landesparteitag "Zur Gleichbehandlung so genannter weicher Drogen mit anderen legalen Suchtmitteln" verständigt und sich auch im September 2003 mit der Frage "Festsetzung der geringen Menge bei Cannabisprodukten" beschäftigt. Getan haben wir das nicht, um den Drogen zu frönen, sondern um die Frage politisch zu erörtern und zu differenzieren.

Harte Drogen sollen unseres Erachtens unter ärztlicher Aufsicht abgegeben und Bedingungen für einen weichen Entzug geschaffen werden, wenn ein Entzug nicht erfolgreich ist und wirksame Mittel zur Entwöhnung fehlen.

Das rettet nach unserer Auffassung Menschenleben, bremst die gesundheitliche und soziale Verelendung Betroffener und reduziert Beschaffungskriminalität.

Und: Weil es eben um die Lösung eines gesellschaftlichen Problems, und nicht um das Einzelner geht: Drogensüchtige brauchen mehr Therapieplätze und bessere medizinische und soziale Betreuung, die ihnen mit Ausbildungs-, Arbeitsplatz-, Wohnungsangeboten und unterstützenden sozialen Kontakten (beispielsweise betreute Wohnprojekte) Perspektiven bieten.

Im Übrigen fordern wir für alle Drogen, darunter verstehen wir auch Alkohol, Tabak sowie andere Rauschmittel, ein absolutes Werbeverbot. Mit dieser Forderung stehen wir allein auf politischer Flur. Wir halten dennoch daran fest.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Ritter