Frage an Peter Pawlowski von Michael L. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Röhl,
Ihr Plakat mit der Aufschrift "Deutsch in deutschen Schulen" o.ä. erinnert doch all zu stark an platte Parolen rechtsradikaler Parteien wie NPD oder noch schlimmer. Wie kann es sein, dass Sie als Vertreter einer Partei, die immer sehr stolz auf ihre liberalen Wurzeln war und ist, zu solch platten Slogans greifen muss? Geht Populismus wirklich über alles? Haben Sie sonst keine besseren Vorschläge, um die sicherlich an manchen Berliner Schulen problematische Situation im Hinblick auf das Verhältnis deutsche/ausländische Schüler zu entspannen?
Ich erwarte von der FDP konstruktivere Beiträge!
MfG
Lueg
Sehr geehrter Herr Lueg,
ich danke Ihnen für Ihre Email.
Der Slogan "Konsequent für Deutsch an unseren Schulen" steht auf meinem Plakat und wurde von mir selbst gewählt.
Nein, die FDP versucht mitnichten, rechtsradikale Ressentiments zu schüren. Sie steht nach wie vor zu ihren liberalen Wurzeln und zwar in jedem Bereich. Unser Engagement z.B. gegen den Lauschangriff, Videoüberwachung, für die liberale Wirtschaftspolitik und die Rechte der Homosexuellen sind beste Beweise dafür.
Dazu stehe ich als Mitglied der FDP seit vielen Jahren.
Eine differenzierte und meines Erachtens sehr kluge Position vertritt die FDP auch im Bereich der Integrations- und Einwanderungspolitik. Unsere Devise lautet: Fördern und Fordern. Berlin und Deutschland profitieren von der Einwanderung und dem daraus resultierenden kulturellen Austausch. Davon sind wir fest überzeugt. Gleichzeitig stellen wir uns jedoch vehement gegen die Tabuisierung der Probleme, die Einwanderung auch mit sich bringt. Dazu gehören mangelhafte Integration einiger Einwanderer, Gewaltbereitschaft und Intoleranz (vor allem gegenüber Homosexuellen und Menschen jüdischen Glaubens). Die Einstellung, die jegliche Diskussion zu diesen schwierigen Themen mit dem Vorwurf des Rechtsradikalismus Jahrzehnte lang verhindert hat, lehne ich kategorisch ab.
Ich bin vor 18 Jahren selbst aus Polen nach Berlin gekommen. Als politischer Flüchtling habe ich lange Zeit in den Heimen für Asylbewerber verbracht und habe mir selbst die deutsche Sprache aneignet.
Wir in der FDP Mitte meinen, dass es legitime Anforderungen gibt, die jeder Einwanderer erfüllen muss, wenn er in seiner neuen Heimat leben will. Dazu gehört die Kenntnis der Sprache des Landes. Ohne fließende Deutschkenntnisse haben Einwanderer keinen Zugang zu höherer Bildung und keine Chancen auf einen Arbeitsplatz.
Es drängen sich also folgende Fragen auf:
Wollen wir auf das Potential, das in den jungen Einwanderern steckt, wirklich verzichten? Sind uns die Massen von jungen, ungebildeten Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern lieber, als ehrgeizige gut ausgebildete Ärzte, Rechtsanwälte und Ingenieure?
Meine Antwort lautet: nein. Deshalb setzen ich und die FDP auf die konsequente Sprachförderung bei den Einwandern und nicht auf den vermeintlichen Schutz eigener Identität, der von einigen Parteien so gerne hervorgehoben wird und der zu nichts anderem führt als zu Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit junger Einwanderer.
Mit Rechtsradikalismus hat das nichts zu tun.
Ich hoffe, Ihre Zweifel an meinen liberalen Überzeugungen zerstreut zu haben und hoffe auf Ihre Unterstützung.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Pawlowski