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Frage von Siegfried S. •

Frage an Peter Münstermann von Siegfried S. bezüglich Energie

Keine Castor-Transporte vom Forschungszentrum Jülich nach Ahaus, keine riskanten Experimente mit dem AVR-Reaktorbehälter und ein Ende der Atomforschung zum Bau und Weiterbetrieb von Atomanlagen (z. B. Hochtemperatur-Reaktoren und Zentrifugen zur Urananreicherung)! Stattdessen: vollständige Dekontaminierung des Reaktorgeländes in Jülich, eine umfassende Aufklärung früherer Störfälle sowie die Stilllegung aller Atombetriebe in Jülich (z. B. Gesellschaft für Nuklear-Service und ETC (Urenco/Areva)!

Die Castortransporte von Jülich nach Ahaus sind verschoben, aber nicht endgültig abgesagt.

Fragen:

Sind Sie für oder gegen die Atommülltransporte?
Was werden Sie konkret in der Landesregierung unternehmen, um die Transporte zu verhindern?
Was soll mit dem AVR-Reaktor in Jülich passieren?
Was tun Sie zur Aufklärung früherer Störfälle im AVR-Reaktor?
Was werden Sie unternehmen, damit sich das Forschungszentrum und die Anteilseigner des Forschungszentrums (Bund und Land) vorrangig um die schadlose Beseitigung der atomaren Hinterlassenschaften kümmern?
Wie wollen Sie verhindern, dass am Standort Jülich weiterhin Forschung zur Atomtechnik (incl. Fusionsforschung, Zentrifugenproduktion etc.) stattfindet, obwohl Atomenergie keine Zukunft hat?

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schülter,

vielen Dank für Ihre Fragen, auf die ich Ihnen gerne antworte.

1. Sind Sie für oder gegen die Atommülltransporte?

Atommüll sollte grundsätzlich nur noch einmal transportiert werden, und zwar in ein Endlager. Den Transport des Atommülls ins Zwischenlager Ahaus, wie es die Bundesregierung favorisiert, lehne ich deshalb ab. Allerdings muss sichergestellt sein, dass als Alternative in Jülich ein modernes Zwischenlager für den radioaktiven Abfall gebaut wird, welches den neuesten Sicherheitsanforderungen Rechnung trägt.

2. Was werden Sie konkret in der Landesregierung unternehmen, um die Transporte zu verhindern?

Die Äußerungen von Bundesforschungsministerin Schavan (CDU) sich eine weitere Lagerung des Atommülls am Standort Jülich vorstellen zu können, anstatt eines Transportes in das Zwischenlager Ahaus, begrüße ich. Damit kommt endlich Bewegung in die Diskussion. Bei den anstehenden Gesprächen zwischen Bund und Land will ich die Landesregierung dabei unterstützen, das die jetzt immer wahrscheinlich werdende Zwischenlagerlösung am Standort Jülich von Bund und Land nun gemeinsam politisch und finanziell getragen werden.

3. Was soll mit dem AVR-Reaktor in Jülich passieren?

Der AVR-Reaktor wurde Ende 1988 abgeschaltet. Ursprüngliche Absicht der Betreiber war zunächst, den Reaktor sicher einzuschließen. In Anbetracht von Kontaminationen im Boden wurde dann jedoch beschlossen, Reaktor und Gebäude vollständig zurückzubauen. Der Reaktor soll in ein eigens auf dem Gelände des Forschungszentrum Jülich gebauten Zwischenlager gebracht werden, in dem er nach mindestens 30 Jahren Abklingzeit zerkleinert und für die Endlagerung verpackt werden soll.

4. Was tun Sie zur Aufklärung früherer Störfälle im AVR-Reaktor?

Die AVR GmbH und das Forschungszentrum Jülich haben eine Arbeitsgruppe gegründet, die die Betriebsgeschichte des 1988 stillgelegten AVR-Reaktors aufarbeiten soll. Mitglieder der Expertengruppe sind unter anderem Dr. Peter Brennecke (ehemals Bundesamt für Strahlenschutz), Prof. Dr. Volker Heinzel vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Christian Küppers vom Öko-Institut Darmstadt und Dr. Ray Sollychin von der International Atomic Energy Agency (IAEA). Die Expertengruppe soll sich auch mit dem Störfall von 1978 befassen und dabei die damals gefertigten TÜV-Gutachten und die damalige Befassung des NRW-Landtages einbeziehen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass das Ergebnis der Arbeitsgruppe dann mit der Öffentlichkeit diskutiert wird.

5. Was werden Sie unternehmen, damit sich das Forschungszentrum und die Anteilseigner des Forschungszentrums (Bund und Land) vorrangig um die schadlose Beseitigung der atomaren Hinterlassenschaften kümmern?

Alle Rückbauarbeiten am AVR-Reaktor laufen in Eigenregie der AVR GmbH, deren einziger Gesellschafter heute die Energiewerke Nord (ENW) sind. Das Forschungszentrum Jülich unterstützt den Rückbau durch Übernahme des Reaktorbehälters in dem zu errichtenden Zwischenlager sowie durch Übernahme und Entsorgung aller radioaktiven Abfälle. Ich werde das Forschungszentrum dabei unterstützen, den Reaktor bis zur so genannten "Grünen Wiese" zurückzubauen.

6. Wie wollen Sie verhindern, dass am Standort Jülich weiterhin Forschung zur Atomtechnik (incl. Fusionsforschung, Zentrifugenproduktion etc.) stattfindet, obwohl Atomenergie keine Zukunft hat?

Auch wenn in wenigen Jahren alle Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet sein werden, benötigen wir aber noch über Jahrzehnte das Wissen und das Know-How, um die Atomkraftwerke zurückzubauen. Im Forschungszentrum Jülich wird unter anderem daran geforscht, wie man schwach- und mittelradioaktiven Abfall, der u.a. auch im medizinischen Bereich anfällt, sicher entsorgen kann. Solche nukleare Sicherheitsforschung halte ich weiterhin für notwendig.

Mit freundlichen Grüßen

Peter Münstermann